Im Tablet-Bereich hat Google dem Marktführer Apple nie wirklich etwas entgegenzusetzen gehabt. Seit 2011 versucht man es mit unterschiedlichen Konzepten, auch verschiedenen Betriebssystemen (zwischenzeitlich ChromeOS statt Android), die letzten vier Jahre kam gar nichts mehr. Jetzt nimmt die Hardwareabteilung des Suchmaschinengiganten, der inzwischen Alphabet heisst, einen neuen, wilden Anlauf.
In der Schweiz ist das Gerät nicht offiziell erhältlich, wird aber von Digitec und anderen importiert.
Das Pixel Tablet wirkt mit seinem recycelten Aluminium ordentlich verarbeitet, ist knapp 500 Gramm schwer, weder staub- noch wasserfest. Der 11-Zoll-Screen hat eine korrekte Bildqualität, aber nur 60 Hertz Bildschirmfrequenz. Der Fingerabdrucksensor in der Ein/Aus-Taste brauchte eine Ewigkeit, um meinen Zeigefinger kennenzulernen.
Face ID fehlt. Kabelloses Laden ist nicht, auf einen Speicherkartenslot muss man ebenfalls verzichten (es gibt das Gerät aber auch in einer 256-GB-Version). Und als Laptop-Ersatz lässt sich das Tablet nicht nutzen, weil Google kein Tastatur-Cover anbietet. So weit, so unterdurchschnittlich.
Marc Kowalsky ist ein Early Digital Immigrant: Seit über 35 Jahren fühlt er den neusten IT-Produkten auf den Zahn.
Aussergewöhnlich ist der mitgelieferte Standfuss, an dem das Tablet magnetisch befestigt und dann auch gleich aufgeladen werden kann. Auf dem Ständer verhält sich das Tablet so ähnlich wie der Nest Hub (siehe BILANZ 6/21), ist also als Bilderrahmen, Smart Speaker oder als Steuerzentrale für das vernetzte Zuhause zu gebrauchen.
Nicht aber auf dem Nachttisch, dafür leuchtet der Screen auch im abgedunkelten Zustand zu hell. Die Möglichkeiten zur Individualisierung sind bescheiden. Was bei einem smarten Bilderrahmen selbstverständlich ist, nämlich dass man nach Datum und Ort der Aufnahme fragen kann, funktioniert beim Pixel Tablet seltsamerweise nicht. Und ohne angehängtes Tablet dient der Standfuss weder als Freisprechanlage noch als Smart Speaker.
Die Qualität der beiden Acht-Megapixel-Kameras ist bescheiden, sogar ein Autofokus fehlt, aber wer nimmt schon das Tablet raus zum Fotografieren, zumal Mobilfunkunterstützung und GPS fehlen? Für Videokonferenzen reicht es, wenn man sich an den mässigen Lautsprechern nicht stört. Wer Google Meet verwendet, dem verspricht das Tablet, dass er bei Videotelefonaten stets in der Mitte des Bildes bleibt, auch wenn man sich bewegt. Bei mir hat das nicht funktioniert.
Fazit: Eine gute Idee, aus der Google zu wenig macht. Das Pixel kann kaum etwas, was andere Tablets nicht auch können. Das ist mir für diesen Preis zu wenig.