Die Geschäftsidee?
Wir haben das Linux-Betriebssystem so weiterentwickelt, dass es Datensicherheit auf der Basis von Kryptografie garantiert, und zwar in allen Phasen und Bereichen der Datenverarbeitung, von PCs, Routern, IoT-Geräten und Servern bis in die Cloud. Confidential Computing verschlüsselt aktiv Daten, während diese hochgeschützt verarbeitet werden. Dieses grundsätzliche Problem war bis anhin ungelöst.
Wie ist sie entstanden?
Wir Gründer haben gemeinsam über 20 Jahre Erfahrung mit Cybersecurity und Quantenkryptografie. Nach dem Verkauf unseres ersten Spin-off ID Quantique gründeten wir Cysec mit dem Ziel, eine einfache und transparente Lösung anzubieten, die Daten während der Verarbeitung schützt.
Warum der Name?
Für Cybersecurity. Wir wollten für das Branding wie Rolex nur fünf Buchstaben.
Woher stammt das Startkapital?
Von den Gründern und Business Angels.
Die Vision?
Confidential Computing ist eine bahnbrechende Technologie sowie eine echte Revolution in der IT. Sie löst das Problem des Schutzes hochsensibler Daten, die durch Diebstahl, Manipulation und Hackerangriffe akut gefährdet sind.
Womit erzielen Sie die Umsätze?
Mit der Lizenzierung unser Datensicherheitslösung. Schon in den ersten Monaten erzielten wir Umsätze. Auch konnten wir trotz Pandemie unseren Umsatz im vergangenen Geschäftsjahr wieder verdoppeln.
Website: www.cysec.com
Gegründet: Mai 2018
Gründer: Patrick Trinkler (47), CEO, Co-Gründer und VR; Dr. Yacine Felk (38), COO, Co-Gründer und VR
Firmensitz: Lausanne
Anzahl Mitarbeitende: 25
Umsatzziel für 2021: 3 bis 4 Mio. Fr.
Profitabel ab: 2021
Die grosse Stärke?
Das Cysec-Team mit einem soliden Security-Hintergrund: Über 30 Prozent der Mitarbeiter haben einen Doktortitel, unser CTO ist Professor für Kryptografie. Dazu kommt die starke internationale Vernetzung unserer Verwaltungsräte.
Das Überraschendste bisher?
«Fortune 500»-Firmen sind bereit, unsere Lösung für einfache Verkaufsprozesse unbürokratisch einzusetzen, obwohl wir noch ein Start-up sind. Die Beschleunigung der digitalen Transformation und der steigende Bedarf nach Sicherheit für Firmendaten in der Public Cloud geben uns Rückenwind.
Der bisher grösste Erfolg?
Verschiedene Top-Banken wenden unsere Lösung an, um Milliarden an digitalem Vermögen und die Daten von Millionen von Benutzern zu schützen.
Die grösste Herausforderung?
Schnellstmöglich eine effiziente Verkaufsmannschaft samt erfahrenem Chief Revenue Officer aufzubauen, um neue Verticals und geografische Märkte zu erschliessen.
Der nächste Schritt?
Eine Datenschutzlösung für sensitive Daten in der Public Cloud Mitte des Jahres und unser Portfolio um rund ein Dutzend Patente jährlich ausbauen.
Zwei Risikokapitalisten über die Chancen von Cysec.
«Absolutes Hype-Thema»
Julian Riebartsch ist Astro- und Teilchenphysiker und Investment Associate der Beteiligungsfirma btov Partners:
«Confidential Computing ist ein absolutes Hype-Thema, und zwar zu Recht: Gerade viele Grossunternehmen vertrauen den internationalen Cloud-Anbietern nicht, denn die Datenverarbeitung in der Cloud ist auf Laufzeitebene noch immer nicht verschlüsselt. Aber die Regulation schreibt immer mehr Datenschutz auch während der Verarbeitung in der Cloud vor. Gleichzeitig gibt es nur wenige Firmen, die so etwas programmieren können, weil die Thematik extrem komplex ist – konkret gibt es einen grösseren US-Anbieter, dessen Technologie aber schon etwas älter ist. Cysec will nun solche Verschlüsselungsdienste massentauglich machen.
Das Team ist technisch extrem versiert, aber es muss zeigen, dass es auch die Business-Seite wirklich beherrscht: Da fängt der Verantwortliche gerade erst an. Die Verschlüsselungsalgorithmen von Cysec können nicht geknackt werden, auch nicht von Quantencomputern. Das ist ein Plus, aber nicht erfolgsentscheidend. Insgesamt hat Cysec eine interessante Technologie in einem noch jungen, aber stark wachsenden Markt. Von daher ist die Firma gut positioniert. Ich glaube, dass Cysec dann gute Chancen hat, wenn sie sich businessmässig richtig aufstellt. Dazu muss sie extrem auf die Applikationsebene gehen, denn dort wird der Kampf entschieden werden.»
«Nicht aggressiv genug»
Philipp Stauffer ist als Co-Gründer und Partner von Fyrfly Venture Partners seit 2001 im Silicon Valley aktiv:
«Der Markt für Confidential Computing ist 30 Milliarden schwer und wird noch massiv wachsen, in unseren Augen um über 15 Prozent pro Jahr bis 2026. Das Gebiet ist also äusserst interessant. Cysec ist Hardware-agnostisch und unterstützt verschiedene Cloud-Technologien, die Firma hat also ein grosses Spielfeld. Den Product-Market Fit hat sie aber noch nicht wirklich gefunden – wie gut ihre Technologie wirklich ist, lässt sich also noch nicht abschätzen.
Das Team scheint die richtigen Kompetenzen mitzubringen. Es muss aber superagil sein, um in diesem hochkompetitiven Markt bestehen zu können. Entscheidend für den Erfolg wird sein, mit Hardwareherstellern und Anwendungsentwicklern die richtigen Partnerschaften einzugehen, um das Ökosystem zu entwickeln – das ist keine leichte Aufgabe. Aber es gäbe sowohl in den USA wie in Europa interessante komplementäre Firmen, auch in der Schweiz – etwa Decentriq.
Mir gefällt, dass Cysec das Umsatzmodell gerade anpasst vom einmaligen Verkauf auf wiederkehrende Einkünfte. Aber ich finde, die Firma müsste vom Umsatz her weiter sein angesichts des Gründungsdatums, der Teamgrösse und der Opportunität im Markt. Besonders im wichtigen US-Markt geht sie mir nicht aggressiv genug zur Sache. So riskiert sie, nur Verfolger statt Marktführer zu werden.»