Der Kater kommt verzögert, dafür umso heftiger. Das Unternehmen kämpft ums Überleben. Der Grund: Schnelles Wachstum auf Pump liess die Schulden stark anschwellen. Die Zinsen drohen der Firma das Genick zu brechen. Dabei sah lange alles nach einer unglaublichen Erfolgsstory aus.

Bei der Gründung von Chopfab vor über zehn Jahren setzten andere kleinere Brauereien auf die Karte Regionalität. Deren Bier schmeckte allerdings ähnlich wie das der Schweizer Grossbrauereien. Chopfab machte es anders und produzierte Craft-Biere – bis dahin ein Nischenmarkt. Die Gründer hatten den Mut, den auf Lagerbier getrimmten Geschmacksknospen der Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten aromatisch-hopfige Biere wie das Chopfab Trüeb näherzubringen – mit grossem Erfolg. Die Winterthurer kamen mit einem breiten Sortiment in die Regale von Coop. Später sprangen Denner und die Gastronomie auf. Dementsprechend schnellten die Verkaufszahlen in die Höhe.

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Die biergetriebene Euphorie liess Bucher und sein Team unvorsichtig werden. Sie kauften die verstaubte Marke Boxer aus der Romandie, vervielfachten ihre Produktionskapazitäten und häuften so Schulden an. Bucher ist wie sein Stellvertreter Jörg Schönberg ein Marketingprofi. Nüchterne Finanzkennzahlen sind offenbar nicht so ihr Ding. Sonst stünde das Unternehmen heute solider da. Noch im letzten Jahr zelebrierte Chopfab trotz bereits angespannter Finanzlage ein neues Produktdesign mit aufwendiger Marketingkampagne.

Nun ist Chopfab ein Sanierungsfall. Die Schuld an der Misere auf die Corona-Krise und die Inflation zu schieben, greift zu kurz. Chopfab will sich jetzt unter das Dach der Brauerei Locher flüchten. Die Appenzeller zeigen sich zur Rettung der Winterthurer bereit, falls deren Gläubiger auf Forderungen verzichten. Andere Voraussetzungen stimmen bereits: «Das Bier ist gut», sagte Locher-Geschäftsführer Aurèle Meyer zur «Handelszeitung».

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