Wo ist Nathalie Wappler? Als man Sportmoderator Sascha Ruefer den Berufslinken von der «Wochenzeitung» überlassen hatte, wollte ich schon eine Vermisstenanzeige schalten. Warum lässt die SRF-Chefin einen ihrer exponiertesten Reporter im sauren Regen stehen? Zumal schnell deutlich wurde: Ruefers Xhaka-Spruch war keineswegs rassistisch gemeint. Dass es Wappler unkommentiert zulässt, wenn ein Mitarbeiter von anderen missbraucht wird, die sich als Rassismusjäger zu profilieren suchen, lässt leider tief blicken.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Nach den ersten Monaten voll gefühliger Porträts und Interviews hat sich Wappler, nun seit vier Jahren im Amt, weitgehend aus der Öffentlichkeitsarbeit zurückgezogen. Dabei wäre es jetzt an der Zeit zu zeigen, dass das frühere «Fallbeil» der Kulturabteilung auch integrativ wirken kann, insbesondere im Sinn der zwangsverpflichteten Herde an Zahlschafen: der Wohnbevölkerung, von der nur eine Teilmenge die SRG-Programme nutzt. Dass Wappler im Sinn der eigenen Karriere Schlagkraft entwickelt, dafür gibt es Listen an Zeugen: Hansruedi Schoch, Regula Bochsler, Peter Studhalter; nur einige der Namen, die im Anschluss an ihre Wappler-Begegnung einen Arbeitsplatz weniger hatten. Tiefpunkte waren die Absetzung des Talk-Quenglers Roger Schawinski für den kuschligen Urs Gredig und das Fällen von «Literaturclub»-Mann Stefan Zweifel, damit die rasende Bücherplauderin Elke Heidenreich bleiben konnte.

So oder so: Die SRG läuft auf die 2oo-Franken-Halbierungsinitiative zu, muss also dringend Unterstützung suchen. Oberboss Gilles Marchand steht die Führungsrolle kaum, und mit Champions-League-Spielen, «Tschugger», «Neumatt» oder schicken Instagram-Followerzahlen gewinnt man keine Abstimmung. Wappler muss nun zeigen, was sie als Senderchefin wert ist: nicht im internen Strippenziehen, sondern als oberste Werberin um Wohlwollen beim Volk – proaktiv, öffentlich, auch im Gegenwind. Wer ein Salär wie eine Bundesrätin bezieht, ist seinen Geldgebern etwas Engagement schuldig.