Auto des Jahres» oder auch «Car of the Year», das ist immer noch eine hoch geschätzte Auszeichnung; eine Jury von Fachjournalisten aus 22 Ländern wählt den Sieger aus.

Der Scenic war mal ein Minivan – was damals, Ende der neunziger Jahre, als kluge Kombination von geringen Aussenmassen und gutem Raumangebot galt. Von Schönheit war damals weniger die Rede, und die hätte man dem Erstling, damals noch als Megane Scenic am Start, auch kaum unterstellen können; der Nachfolger hatte sogar eine ziemlich senkrechte Heckscheibe mit weit ausgestelltem Hinterteil – eine Körperform, wie sie erst wieder in Hollywood vor einigen Jahren modern wurde. Mittlerweile ist die Gattung Automobil ganz grundsätzlich in Länge und Breite gewachsen, sodass der durchaus schnittig gezeichnete aktuelle Scenic E-Tech mit 4,47 Metern Länge als alltagstauglicher Kompakter gelten kann. Der Tesla Model Y ist fast 30 Zentimeter länger. 

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Dirk Ruschmann fährt seit 25 Jahren Auto. Er schreibt über Unternehmen, Manager, Autos und andere bewegliche Teile.

Dennoch kommt innen nie das Gefühl von Enge auf. Rücksitzbank und Gepäckfach bringen problemlos eine Familie unter, Mittelarmlehnen und Ablageflächen sorgen für nützlichen Stauraum, lediglich die hintere Ladekante könnte etwas tiefer sein. Ein Highlight ist das Infotainment: Das Cockpit voll digital, die Klimaanlage dafür immer noch schön analog, als Orientierungshilfe ist Google Maps verbaut, die präziseste Navigation, immer noch.

Vorbildlich sind auch die Prognosen zur verbleibenden Reichweite. Vom Werk werden erstaunliche 625 Kilometer angegeben, bei zackiger Fahrweise kommt man aber auf Verbräuche von über 20 Kilowattstunden pro 100 Kilometer – was eine immer noch satte effektive Reichweite von rund 450 Kilometern ergibt. Tatsächlich macht das Gasgeben hier durchaus Freude: Typisch für Stromer kommt er gut in die Gänge, und das agile Fahrwerk, assistiert von einer präzisen Lenkung, lässt erstaunlich zügige Kurvenfahrten zu. Umgerechnet 220 Pferdchen laufen unter der Haube, das genügt vollauf, um die ganze Truppe samt Gepäck über Autobahn und steile Waldwege zur Berghütte zu chauffieren.

Der Innenraum gibt sich aufgeräumt und sauber verarbeitet. Dass hier und da Hartplastikteile grüssen, kann man verschmerzen; meine Meinung: Wer so viel Raumangebot und Funktionalität plus satter Batterie für unter 50 000 Franken bekommt, darf keine Vollbelederung erwarten. Die Oberflächen des Scenic sind mit Recycling-Material bestückt.

Was mir vor allem gefällt, und deshalb findet der Scenic E-Tech hier statt: Das Auto sieht modern aus und ist es auch, erfüllt aber im Betrieb klassische Tugenden, siehe Fahrverhalten, siehe Nützlichkeit im Alltag, siehe den Preis. So kann es mit der E-Mobilität noch was werden.

Renault Scenic E-Tech

Antrieb: E-Motor mit Frontantrieb, Batterie 87 kW/h 

Reichweite: 625 km WLTP

Leistung: 220 PS (160 kW) 

0–100 km/h: 7,9 s 

Vmax: 170 km/h 

Preis: ab 43'700 Franken

Renault
Quelle: PD