Sein Rücktritt findet effektiv statt in sieben Monaten, und erst ein Jahr später übernimmt er seinen neuen Job als Präsident der SBB: Dass André Wyss und Implenia bereits jetzt damit herausrückten, geschah Insidern zufolge auf Wunsch des Bundes – Bern wollte die Nachfolge an der SBB-Spitze möglichst umgehend bekannt geben. Wyss folgt dort auf Monika Ribar. Dass er bei Implenia zur «lame duck» aufgrund der langen Übergangszeit verkomme, sagt einer aus der Firmenzentrale, sei aber «angesichts von Andrés Persönlichkeit nicht zu befürchten».
Dass der höchst ehrgeizige Wyss freiwillig abtritt, um zu einem Zehntel des bisherigen Salärs weiterzuarbeiten, wirkte nach aussen überraschend. Doch intern wurde der Schritt schon mehr als ein Jahr diskutiert. Tatsächlich wollte Wyss unbedingt einmal CEO sein, nachdem er es bei Novartis nicht ganz nach oben geschafft hatte – das kann er nun abhaken: Bei seinem Abgang wird er 58 sein und sechseinhalb Jahre Implenia geleitet haben.
Er soll auch Anfragen für neue operative Jobs gehabt haben, doch als der Bund für den SBB-Job an ihn herantrat, war die Sache schnell klar. Er ist zwar kein Bahnexperte, aber schon bei Novartis hatte er viel mit Bauvorhaben zu tun; die SBB bauen viel, und Ribar kam auch nicht vom Fach. Wyss wird als SBB-Präsident viel Sichtbarkeit in der Öffentlichkeit geniessen. Auch dass er den diplomatischen Ton im Umgang mit Politikern trifft, wird ihm inzwischen zugetraut. Bei Implenia rettete er im Verbund mit Konzernpräsident Hans Ulrich Meister die Firma kurz vor dem Abgrund, sagen Interne. Man sei heute auf einem guten Niveau, der Turnaround geschafft und die verlustreichen Verträge, welche die beiden übernommen hatten, seien abgewickelt, die Übernahme von Immobiliendienstleister Wincasa vor einem Jahr brachte zudem einen ersten Schritt hin zu wiederkehrenden Umsätzen abseits der üblichen Projektaufträge im Hoch- und Tiefbau. Der Abtritt von Max Rössler und Norbert Ketterer als Grossinvestoren hat zudem das Aktionariat modernisiert; neu ist Philipp Buhofer (Metall Zug) an Bord.
Die Erholung ist an den Zahlen sichtbar, nur die Börse ist noch skeptisch: Implenia gilt heute als etwas unterbewertet, und auch der ausgegliederte Immobilienentwickler Ina Invest ist noch nicht auf der Höhe, aber das Portfolio sei am Wachsen, sagt ein Topmanager.
Wyss’ Nachfolge tritt der Interne Jens Vollmar an, einst Vertrauter von Konzern-Gottvater Anton Affentranger – was ihm nicht schadete. Meister und Wyss hatten ihn stark einbezogen in Bankverhandlungen, M&A-Aktivitäten und andere strategische Arbeiten. Vollmar habe «viel gelernt», sagt ein Insider. Und Meister will dem Vernehmen nach noch einige Jahre an Bord bleiben und dem neuen CEO zur Hand gehen.