Ein «würdiger» Abschied für Mark Schneider sei es gewesen, berichten Teilnehmer: Im Garten der Nestlé-Zentrale in Vevey mit majestätischem Blick auf den Genfersee, «proppenvoll» mit rund 600 Mitarbeitern, bei Häppchen und Wein, traten Schneider und sein Nachfolger als CEO, Laurent Freixe, gemeinsam auf, der Applaus für Schneider «genauso laut» wie für Freixe, der sich Konzern-Neulingen noch einmal vorstellen wollte. Es war am späten Nachmittag des 29. August, formal Schneiders vorletzter Arbeitstag, eine Woche zuvor war seine Ablösung verkündet worden. Schneider war die Tage zuvor noch im Büro präsent und hatte Besucher empfangen, bei der Feier gab er sich aufgeräumt und nüchtern wie üblich. Über seine nächsten Schritte schwieg er sich aus.

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Dafür sickert nach und nach durch, was Freixe konkret anders machen will, wie er den von Präsident Paul Bulcke verkündeten Slogan «forward to basics» konkret umzusetzen gedenkt. Vor allem von langjährigen Mitarbeitern erhält Freixe viele Vorschusslorbeeren, weil man, wie einer formuliert, «nun wieder weiss, was die Führung anstrebt und wie der CEO das Geschäft gemanagt haben will».

Als Negativbeispiel kursiert in der Teppichetage der Umgang mit Wunda, einer Kuhmilch-Alternative aus Erbsen. Wunda war 2021 als Konkurrenz zu Marken wie Oatly oder Danones Alpro angetreten, Anfang 2024 aber aus den Märkten, bekannt sind Holland und Grossbritannien, verschwunden. Viele bei Nestlé sind offenbar der Ansicht, mit mehr Marketing und Präsenz bei Retailern hätte Wunda eine Chance gehabt – Nestlé hätte durchhalten sollen, statt schnell aufzugeben.

Als Beispiel, wie es nun wieder funktionieren soll, wird die Nescafé-Zweitmarke Dolce Gusto genannt. 2006 aus dem Nichts gestartet und vom damaligen Europa-Chef Freixe stark gepusht, ist Dolce Gusto mit eigenen Kaffeemaschinen und -kapseln heute eine der Nestlé-Marken mit mehr als einer Milliarde Umsatz. Als Freixe 2022 Chef der Region Südamerika war, lancierte er dort eine kompostierbare Kaffeekapsel für das System, die seit vergangenem Jahr auch in der Schweiz erhältlich ist.

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Mehr Präsenz im Handel, dafür auch mehr Geld fürs Marketing – das soll die Devise sein. Zudem sollen die unter Schneider vernachlässigten «operativen Masterpläne» wieder mehr Gewicht bekommen: verbindliche Vorgaben für Marken und Märkte für deren Entwicklung.

Dass Freixe jedoch am Kapitalmarkttag in Vevey Mitte November grosse Weichenstellungen bekannt gibt, erwarten weder Konzernleute noch Analysten. Dafür sei es zu früh. Er werde wohl lediglich die «Mechanik» seiner neuen Vorgehensweise konkretisieren – womöglich auch mit Beispielen wie Wunda und Dolce Gusto.