Ein kleines Wägelchen für die Zahnarztgattin, wie wir damals zu scherzen beliebten, aber ein grosser Schritt für den Autohersteller: Der Porsche Boxster erwies sich als Lebensretter für die seinerzeit nach Luft röchelnde Sportwagenmarke.
Ein Vierteljahrhundert liegt das nun zurück, und nur noch die Älteren unter uns erinnern sich, dass Porsche damals ein Sanierungsfall war. Ende der 80er Jahre war der 911 in die Jahre gekommen, der als Nachfolger geplante 928 konnte sich nicht durchsetzen, der Absturz des Dollars gegenüber der D-Mark verhagelte die Bilanzen des US-lastigen Autobauers vollends.
Als Lücke lockte das Segment Roadster, damals erfolgreich vom Mazda MX-5 wiederbelebt, aber ansonsten, vom veralteten Alfa Spider abgesehen, schlicht unbespielt. Designer Harm Lagaay, der auch den sozusagen elferigsten aller 911, das Modell 993 («der letzte Luftgekühlte»), gezeichnet hat, gestaltete den ersten Boxster.
Er zitierte historische Offenherzige wie den Spyder 550 und dessen Nachfolger 718, zwei nach heutigem Massstab kleine Roadster. Boxer, das Motorenkonzept, und Roadster, die Karosserieform, vereinigten sich im Kunstnamen Boxster, der heute wieder den Namen seines Stammvaters 718 trägt.
- Antrieb: 4-Liter-Boxer mit 6 Zylindern
- Verbrauch: 10,9 l Super Plus
- Leistung: 400 PS (294 kW)
- 0–100 km/h: 4,5 s
- Vmax: 293 km/h
- Preis: ab 120'500 Fr. (Modell «25 Jahre»)
In seinen 25 Jahren hat sich der Kleine prächtig entwickelt. Vom schwachbrüstigen Erstling mit seinen 204 Pferdchen hat sich Porsche bald verabschiedet, von den Spiegeleier-Frontleuchten glücklicherweise auch. Sie waren damals Gleichteile, auch zu finden in der neuen Generation des 911 namens 996, und zeigten unverkennbar die neue Sparsamkeit = Renditefixierung = Überlebenssicherung im Hause Porsche an.
Heute ist der Boxster längst ein ernst zu nehmender Konkurrent des 911 und verhält sich zum Klassiker wie ein kleiner, sprunghafter Bruder, also etwa so wie Little Joe zu Adam Cartwright; auch das eine Analogie für jene Altersgruppe, die zur Markteinführung des Boxster schon geschlechtsreif war.
Das Sondermodell zum Jubiläum wird, wie das Topmodell der Baureihe, vom famosen Sechszylinder-Boxer mit vier Litern und 400 PS befeuert, lediglich der Spyder mobilisiert noch ein paar Pferde zusätzlich. Dafür gefällt der «Boxster 25 Jahre» mit Zitaten der Ur-Studie von 1993, etwa Bauteilen in der Farbe Neodyme, einem matten Goldton, mit dem Interieur in klassischem Rot oder dem kantigen Design der Felgen.
Und dennoch ist diese Sonderedition einen Kleinwagen günstiger als der Einstiegs-911, aber auf der deutschen Autobahn genauso schnell. 718 oder 911, welcher von beiden es sein soll, ist am Ende eine Geschmacksfrage. Genau wie auf der Ponderosa.
Dirk Ruschmann fährt seit 25 Jahren Auto. Er schreibt über Unternehmen, Manager, Autos und andere bewegliche Teile.