Als Tester ist man ganz schön verwöhnt (womöglich haben Sie das auch schon mal gedacht). Klar, die Fahrerei ist harte Arbeit, aber die Autos sind häufig die Haube auf der Sahne auf der Torte und immer State of the Art, weil immer nagelneu. Gross ist also die Gefahr, den Bezug zur Realität in den Schweizer Garagen und damit zur Basis zu verlieren.

Da kommt der Seat Arona gerade recht. In meinen vorletzten Testwagen, einen aus Süddeutschland immigierten Zweisitzer, war so viel Zusatzausstattung eingebaut, dass nur noch eine halbe Keramikbremse fehlte, und die Extras wären teurer gewesen als der ganze Seat.

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Bemerkenswert auch: Der Sportwagen kam mit Handschaltung, heute ein Luxus-Feature für ambitionierte Selbstfahrer, der Arona mit Automatik – vor zwei Jahrzehnten waren die Verhältnisse umgekehrt.

Der Tester

Dirk Ruschmann fährt seit 25 Jahren Auto. Er schreibt über Unternehmen, Manager, Autos und andere bewegliche Teile.

Der kleine Spanier wirkt ausgewachsener, als seine nur gut vier Meter kurze Karosse vermuten lässt. Das Design gibt sich robust und selbstbewusst mit den für Seat üblichen scharfen Kanten. Der Kofferraum genügt für eine kleine Familie oder einen Besuch beim schwedischen Möbelhaus, die Sitze in der sportlich ausgelegten Modellvariante FR halten auch einen älteren weissen Mann sicher und mittig vor dem Steuer, die Sieben-Gang-Automatik schaltet trocken und zügig, die Materialien im Interieur enttäuschen keineswegs, das Ganze kommt modern und aufgeräumt daher, und der Motor zieht erfreulich kräftig durch, hat mit dem Frontantrieb-Klein-SUV «mit Offroad-Charakter» leichtes Spiel.

Passend dazu arbeitet die Lenkung sehr direkt – der Arona spielt als gelernter Seat seine Rolle als sportlicher Konzernbruder von Skoda Kamiq und VW T-Cross gekonnt aus. Und die Bedienung, das haben alle Kinder der Wolfsburg-Familie gemeinsam, gibt keine Rätsel auf. Alle Einstellungen finden sich dort, wo man sie intuitiv sucht.

Seat Arona Hola
  • Antrieb: 1,5-Liter-4-Zylinder-Benziner
  • Verbrauch: 6,4 Liter Super
  • Leistung: 150 PS (110 kW)
  • 0–100 km/h: 8,4 s
  • Vmax: 210 km/h
  • Preis: ab 36 600 Franken

Auch an der Elektronik haben die Spanier gearbeitet. Das Sondermodell «Hola!» kommt mit integrierten zusätzlichen Assistenzsystemen, aber das spanische Wort für «Hallo» dient zugleich als Aktivierungskommando für die Spracherkennung. Das verschafft im typischen Schweizer-Mittelland-Wolkenwinter einen kleinen Anflug von sonnigem Urlaubsfeeling. Na ja, möglicherweise.

Naturgemäss fallen mir zu diesen Kleinen und Kompakten keine strahlenden Superlative ein. Aber die wären ohnehin fehl am Platz: Ein Arona soll zwar gut fahren und gut aussehen, vor allem aber zuverlässig seine Arbeit machen, sich als gutes Investment erweisen. Das gelingt bestens – für ein Sechstel des Preises eines Sportwagens. Das ist so gut wie ein Superlativ.