Herr Afzal, Ihr Job ist es, die Entwicklungen an den Märkten vorherzusehen. Wie schwer fällt Ihnen das derzeit?

Für uns waren die Märkte in den vergangenen neun Monaten einfacher zu lesen. Die Notenbanken waren sehr transparent. Jetzt, da wir am Zinspeak stehen, werden die Prognosen schwieriger.

Liegen die Zinserhöhungen tatsächlich hinter uns?

Ich denke schon. Ob es noch eine Zinserhöhung mehr oder weniger gibt, macht keinen grossen Unterschied. Die entscheidende Frage ist, wann die Zinsen den nächsten Tiefpunkt erreichen. Wir vermuten, irgendwann im Jahr 2025. Das Niveau bestimmt Bondrenditen und Aktienbewertungen und somit, wie sich die beiden Anlagen in 12 bis 18 Monaten entwickeln.

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Womit rechnen Sie?

Die jüngsten Dot Plots der US-Notenbank Fed liegen längerfristig bei 2,5, der Konsens der Ökonomen befindet sich eher bei 3,75 Prozent. Wir liegen mit unserer Prognose von 3,5 Prozent knapp darunter. Aber auch das würde Zinssenkungen von 175 Basispunkten bedeuten. An eine Reduzierung der US-Leitzinsen auf 2,5 Prozent, wie es die Dot Plots vorhersagen, glauben wir nicht. Die wäre nur bei einem heftigen Konjunktureinbruch notwendig. Wir gehen von einem Soft Landing der US-Wirtschaft aus.

Sanfte Landungen sind ein seltenes Phänomen. Das Rekordtempo bei den Zinserhöhungen kommt erschwerend hinzu. Woher kommt Ihr Optimismus?

Soft Landings sind selten, aber das sind Rezessionen auch. Ob es sich technisch gesehen um eine weiche Landung oder eine Rezession handelt, ist wahrscheinlich nicht so entscheidend. Wichtiger ist die Form des Wachstums. China hat seine Probleme, sollte die Weltwirtschaft aber durch Wachstumsinitiativen stützen.

Aber befindet sich das herstellende Gewerbe nicht bereits in der Rezession?

Doch, aber der Dienstleistungsbereich steht noch gut da. Das könnte sich 2024 umkehren und dann auch Zinssenkungen auslösen. Da wir aber eben nicht von einem Konjunktureinbruch ausgehen, rechnen wir nicht mit 300 oder 400 Basispunkten, sondern eher mit 200. Kommen in den nächsten Monaten Daten, die das Szenario stützen, könnten die Börsen auf Sechs-bis-Zwölf-Monats-Sicht gut zehn Prozent zulegen.

Was raten Sie Ihren Kunden?

Wir haben Aktien mit 53 Prozent leicht übergewichtet. Positiv sind wir auch für Staatsanleihen und hochqualitative Firmenanleihen. Wir bevorzugen Laufzeiten von etwa fünf Jahren. Schwächt sich die Wirtschaft ab, dürften Kurzläufer schnell unter Druck kommen. Skeptisch sind wir eher bei High Yields.