Die Geschäftsidee?
Im Gegensatz zu landbasierter Infrastruktur, die 2024 mit 16 Milliarden aktiven IoT-Sensoren überwacht wird, ist die Unterwasserinfrastruktur unerreichbar, da Funkwellen Wasser nicht durchdringen. Dies führt zu extrem kostenintensiver, komplexer und unsicherer Überwachung, die plötzliches Versagen und Todesfälle zur Folge haben kann. Hydromea hat ein patentiertes System entwickelt, welches drahtlose Datenübertragung mit hoher Bandbreite unter Wasser ermöglicht. Das System verwendet sichtbares Licht, wir nennen es Luma. Vereinfacht gesprochen ist Luma ein Wi-Fi-Router für Unterwasser-Infrastruktur oder Bluetooth für Sensornetzwerke. Zusammen mit autonomen Tauchbooten (AUVs) ermöglicht Luma den einfachen Zugang zur Unterwasserinfrastruktur und ebnet der Unterwasser-IoT-Revolution den Weg.
Wie ist sie entstanden?
Die zwei deutschen Gründer waren dabei, ein schwarmfähiges AUV zu entwickeln, um damit präzise Umweltdaten in Seen und küstennahen Gewässern zu erfassen. Bei der Entwicklung des Schwarms wurde schnell klar, dass skalierbare Unterwasserkommunikationstechnik für das Gelingen unerlässlich ist. Einer der Gründer, Felix Schill, widmete sich daher in seiner Doktorarbeit den Unterwassernetzwerken, und aus den theoretischen Grundlagen wurde die Luma-Technologie entwickelt.
Warum der Name?
Eine Kombination aus «Hydro» (Wasser) und «mea», abgekürzt für «measure» (messen), verweist auf die ursprüngliche Idee des Start-ups.
Woher stammt das Startkapital?
Eine Mischung aus Schweizer Förderung, Bootstrapping und Finanzierung durch Business Angels.
Womit erzielen Sie die Umsätze?
Acht verschiedene Produkte im Bereich von Unterwasserkommunikation, Inspektion und Antrieb sind seit über sechs Jahren im Markt.
Website: www.hydromea.com
Gegründet: Dezember 2014
Gründer: Igor Martin (49), CEO; Felix Schill (45), CTO; Alexander Bahr (49), COO
Firmensitz: Renens VD
Anzahl Mitarbeiter: 20
Umsatzziel für 2025: 1,4 Mio. Fr.
Profitabel: ab 2026
Die Vision?
Breiter und einfacher Zugang zur Infrastruktur unter Wasser.
Die grosse Stärke?
Ein starkes und breites IP-Portfolio und die Marktführerschaft im Bereich der drahtlosen optischen Unterwasserkommunikation.
Die grösste Herausforderung?
Luma ist eine neue Technologie in einem neuen Markt in einer konservativen Industrie.
Der bisher grösste Erfolg?
Sogar zwei: Als Teil der Subsea Wireless Group (SWiG), eines internationalen Konsortiums, haben wir den weltweiten Standard für drahtlose optische Unterwasserkommunikation für unter 1 Mbit/s entwickelt. Und: Luma-Modems sind in allen Messsystemen von einem unserer weltweiten Verleih- und Servicepartner –Ashtead Technology – integriert.
Das Überraschendste bisher?
Wie wenig die allgemeine Bevölkerung und weite Teile der Industrie von der gewaltigen und exponentiell wachsenden Unterwasserinfrastruktur wissen – aus den Augen, aus dem Sinn.
Der nächste Schritt?
Die Markteinführung von Luma Flex – unserem ersten OEM-Produkt, das Wi-Fi-/Bluetooth-ähnliche Fähigkeiten für die OEM-Hersteller von Sensoren und Robotern ermöglicht.
Expertenmeinung: Zwei Risikokapitalisten über die Chancen von Hydromea
«Enormes Potenzial»
«Hydromea will die Unterwasserinfrastruktur grundlegend verändern. Mit innovativen Technologien möchte das Unternehmen Arbeiten unter Wasser effizienter, sicherer und nachhaltiger machen. Neben Robotern und Tauchdrohnen hat Hydromea mit Luma eine kabellose Datenübertragungslösung entwickelt: das «Wi-Fi der Meere». Der Markt für Unterwassertechnologien ist noch klein und wird von Energiefirmen dominiert; Hydromea ist jedoch bereits etabliert. Die autonome Inspektion von Offshore-Windanlagen, die hohe Kosten und Risiken birgt, könnte durch Hydromeas Technologie vereinfacht werden, und auch andere Branchen werden künftig Unterwassertechnologien brauchen. Besonders grosses Potenzial bietet der öffentliche Sektor, speziell im Verteidigungsbereich. Die Überwachung von Grenzen und Pipelines basiert bisher auf teuren, störanfälligen, kabelgebundenen Systemen. Hydromeas batteriebetriebene Tauchdrohnen, die kabellos und autonom kommunizieren, bieten hier eine sichere, kostengünstige Alternative. Das Gründerteam um Igor Martin, Felix Schill und Alexander Bahr bringt viel Erfahrung aus Forschung und Industrie mit und ist bereit, Hydromea in die Zukunft zu führen. Die Firma hat enormes Potenzial, sollte aber weiter investieren und sich mehr auf den Dual-Use-Sektor fokussieren. Die Vision ist klar: Hydromea will die Unterwasserwelt neu definieren – und die Chancen stehen gut.»
«Nischenmarkt»
«Das Geschäftsmodell von Hydromea ist etwas kompliziert, weil die Positionierung nicht ganz klar ist: Zum einen machen sie Tauchroboter, zum anderen Technologie zur Unterwasserkommunikation. Die Firma ist schon zehn Jahre alt, dafür ist der Umsatz sehr klein – auch weil das ein Nischenmarkt ist. Aber es gibt durchaus Potenzial, etwa weil immer mehr Windturbinen im Meer installiert werden. Mit der Hydromea-Technologie werden deren Inspektion und die Kommunikation günstiger.
Das Team von Hydromea ist sehr technisch ausgerichtet. Es wäre gut, wenn sie mehr Businessleute und Marketeers hätten, das würde bei der Positionierung und im Verkauf helfen. Die Kunden sind die ganz grossen Player wie Shell oder ExxonMobil. Die haben lange Sales Cycles, das hilft nicht bei der Skalierung. Deshalb braucht Hydromea viel Cash. Bisher hat die Firma hauptsächlich von Grants gelebt, etwa von Innosuisse oder dem Bund, und nur wenig Kapital geraised. Jetzt sucht sie Investorengelder. Mal sehen, wie die VCs reagieren. Denn die Frage ist: Wie kann die Firma schneller mehr Geld verdienen? Die muss sie noch beantworten. Vielleicht wäre es sinnvoll, sich zunächst auf die einfachen Produkte wie Unterwasserdrohnen zur Inspektion zu konzentrieren, um sich einen Namen zu machen. Ich glaube, Hydromea wird am Schluss kein Unicorn. Aber es könnte ein schönes, profitables mittelständisches Unternehmen werden.»