Die Geschäftsidee?
Mit dem revolutionären Liom-Wearable sollen Konsumenten nichtinvasiv Zugang zu Biomarkern in Echtzeit erhalten, angefangen mit Glukose. Somit können der Stoffwechsel und die Gesundheit ganz individuell besser verstanden und optimiert werden als mit einer herkömmlichen Smartwatch etwa von Apple oder Samsung.
Wie ist sie entstanden?
Für Liom-Gründer Leo Grünstein ist Gesundheit das Wichtigste. Er stellte sich vor, wie wertvoll es wäre, Wearables um Informationen zu Biomarkern wie Glukose zu erweitern. Jüngste Entwicklungen in der Forschung deuteten auf eine Lösung hin.
Warum der Name?
Der ursprüngliche Name war Spiden, kurz für «spectral identification». Bei einer Konsumentenumfrage in den USA kam aus, dass dieser an Spinnen und sogar Joe Biden erinnere. Stattdessen wurde Liom, kurz für «light omniscient», gewählt.
Website: www.liom.com
Gegründet: Dezember 2017
Gründer: Leo Grünstein (40), CEO und Chairman
Firmensitz: Pfäffikon SZ
Anzahl Mitarbeiter: 80
Umsatzziel für 2025: 0,5 Mio Fr.
Profitabel: ab 2030
Woher stammt das Startkapital?
Von Smart Money Angels und Evergreen Funds, die nicht an einen Fund Lifecycle gebunden sind. Zudem investierte Leo Grünstein selbst im Millionenbereich.
Womit erzielen Sie die Umsätze?
2025 lancieren wir unsere Liom-App, um unsere Software zu testen und erste Umsätze zu generieren. Etwa 2027 werden wir durch den Verkauf unserer Wearables Umsätze generieren, wobei wir nach vier Jahren mehr als eine Milliarde Dollar erwarten.
Die Vision?
In Zukunft optimieren Konsumenten ihre Gesundheit durch personalisierten Lifestyle, Sport- und Ernährungspläne auf Basis ihrer Liom-Biomarkerdaten. So können Stoffwechselkrankheiten wie Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen teils verhindert oder in frühen Stadien sogar rückgängig gemacht werden.
Was sagen Experten zu Liom Health?
Hier geht’s zur Meinung und hier zur Bewertung.
Die grosse Stärke?
Das internationale, interdisziplinäre Team von über 80 Mitarbeitern, darunter 50+ PhD-/Doktor-Wissenschaftler. Lioms Labor kombiniert weltweit einzigartig verschiedene Disziplinen, von Biomedical Engineering über die Herstellung eigener Mikrochips bis zu maschinellem Lernen und KI.
Die grösste Herausforderung?
Das wissenschaftlich komplexe Problem zu lösen, Glukose zu messen, nichtinvasiv und ohne eine Nadel kalibrieren zu müssen. Gleichzeitig muss die Technologieplattform auf ein Handgelenk-konformes Format miniaturisiert werden.
Der bisher grösste Erfolg?
2024 hat Liom als weltweit erste Firma Glukose nichtinvasiv und komplett frei von Kalibrierung, nur mittels Spektroskopie und maschinellen Lernens, am Handgelenk gemessen.
Das Überraschendste bisher?
Dass Liom es entgegen allen Erwartungen der grossen Tech-Companies wie Apple, Samsung und Google, die sich auch alle an dem Thema versucht hatten, sowie entgegen den Erwartungen von Medtech-Firmen wie Dexcom, Abbott und Roche tatsächlich geschafft hat, Glukose nichtinvasiv zu messen.
Der nächste Schritt?
Nachzuweisen, dass der Prototyp, getestet an über 100 Menschen, in allen Lebenslagen funktioniert und wie auch Lioms grössere Demo-Box verlässlich und mit solider Performance Glukose nichtinvasiv misst. Danach gehts in die Produktherstellung und den Verkauf.
Expertenmeinung
▶ «Richtiger Moonshot»
«Die Geschäftsidee ist ehrgeizig: Die Miniaturisierung eines Massenspektrometers plus die Entwicklung eines eigenen Device und der Software haben schon viele versucht, keinem ist es gelungen. Es steht und fällt damit, wie gut der Sensor tatsächlich funktioniert. Als ehemaliger Ava-Aktionär weiss ich, wie schwer die Messung von Gesundheitsdaten am Handgelenk ist. Aber wenn es gelingt, wäre das ein richtiger Moonshot und als Geschäftsmodell krass skalierbar. Ich kenne Leo Grünstein schon seit einigen Jahren, er ist ein schlauer Kopf, ein guter Verkäufer, und er hat exzellente Leute aus verschiedenen Forschungsrichtungen in Pfäffikon zusammengebracht. Mir persönlich gefallen Teams besser als Einzelgründer. Ich hoffe, dass Leo das Team einbezieht, um wichtige Entscheidungen zu treffen. Er konnte richtig viel Geld einsammeln, was grossartig ist. Jetzt ist ein entscheidender Moment für die Firma: Liom darf nur nicht ungeduldig werden, sondern soll in Ruhe weiter entwickeln, alle nötigen Zulassungen holen und erst dann in den Markt gehen. Für einmal ist Speed weniger wichtig als die Qualität des Produkts.»
Pascal Mathis leitet Founderful. Fokus: Schweizer Start-ups.
▶ «Sehr hohes Potenzial»
«Der Markt für Gesundheitsmessung birgt grosses Potenzial. Liom bietet die erste nichtinvasive Glukose-Messung, das ist eine klare USP, damit kann man sich bestens in diesem Markt positionieren. Die nötige Miniaturisierung hat man geschafft und durch zahlreiche Patente abgesichert. Dabei hat sich der Gründer Leo Grünstein eines der schwierigsten Themen überhaupt vorgenommen. Für Liom hat er ein Weltklasse-Team zusammengestellt mit erfahrenen Experten und Spezialisten, medizinisch wie kommerziell. Allerdings gibt es auch nach acht Jahren noch keine breite Validierung für die Technologie. Das zeigt, wie komplex das Ganze ist. Hinzu kommen regulatorische Risiken durch die verschiedenen Gesundheitsbehörden. Das Hauptrisiko freilich sind die Nutzer: Bisher werden Wearables zur Diabetes-Messung kaum akzeptiert, bei den Studien gibt es hohe Drop-out-Raten. Liom war bisher sehr kapitaleffizient unterwegs, wird aber bis zur Marktreife noch einiges an Kapital benötigen. Es gibt viele Player, die die Firma kaufen könnten und wohl auch grosse Multiples zahlen würden. Als Investor sehe ich für Liom ein sehr hohes Potenzial, aber auch signifikante Risiken.»
Max Meister ist General Partner von Koyo Capital in Baar ZG.