Zwei Standbeine hat Farmy, 2014 von Roman Hartmann und Tobias Schubert in Zürich gegründet, mit ihren 140 Mitarbeitern: zum einen die schweizweite Auslieferung von frischen Lebensmitteln, zum anderen die Softwarelösung «Farmy Solutions», die die Firma an Onlinelieferdienste in Deutschland vertreibt. Einziger Grosskunde dafür war bisher die Migros-Tochter Alnatura in Städten wie Berlin, Frankfurt und Potsdam. Nun hat Alnatura nach zwei Jahren die Zusammenarbeit gekündigt. «Der Alnatura-Liefer- und -Abholdienst wird per 30. September eingestellt», so die Firma. In Zukunft will sie in eine eigene IT-Infrastruktur investieren.
«Die Zusammenarbeit war für uns wichtig und für beide Seiten lukrativ», so Hartmann. «Wir werden es nun wohl langsamer angehen und uns auf das Schweizer Kerngeschäft konzentrieren.» Die Nachricht kommt zur Unzeit: Im Mai hat Farmy den Rückzug aus der Romandie und eine Massenentlassung angekündigt, um «möglichst schnell Ebit-profitabel wirtschaften» zu können. Der Umsatz sank letztes Jahr um 23 Prozent auf 24 Millionen, heuer wird er unter 20 Millionen betragen. 50 Millionen, so schätzt man in der Szene, seien nötig, um nachhaltig profitabel zu wirtschaften.
Farmy konnte in der Vergangenheit bekannte Investoren gewinnen wie Ex-Ständerat Ruedi Noser oder Fabio Borzatta,Enkel des Denner-Gründers Karl Schweri, die immer wieder Geld einschossen. Die grosse Frage ist, wann die Aktionäre genug haben. Bereits letztes Jahr startete Farmy ein Crowdfunding zu einer 78 Prozent tieferen Bewertung, um dringend benötigtes Kapital einzusammeln. In der Start-up-Szene sorgt man sich jetzt: «Die machen es nicht mehr lange», sagt ein VC, von einem «Genickschuss» ist die Rede. Zumal kaum Exit-Potenzial besteht: Migros devestiert gerade, Coop hat sich in der Vergangenheit mit Onlinediensten wie Siroop und Microspot die Finger verbrannt.
Keine Auswirkungen hat die Kündigung in Deutschland auf die weitere Zusammenarbeit in der Schweiz: Hierzulande führt Farmy über 200 Alnatura-Produkte im Sortiment.