Im Poker um die TV-Rechte für die diesjährige Frauenfussball-WM fordert Infantino höhere Angebote von den Sendern. Das klingt ganz nach FIFA. Bigott hingegen die Begründung: «Es ist unsere moralische und rechtliche Verpflichtung, die Frauen-WM nicht unter Wert zu verkaufen», lässt der oberste Fussball-Funktionär weniger als zwei Monate vor Anpfiff der WM in Australien und Neuseeland verlauten. Tatsächlich liegen die Offerten der Fernsehsender laut Insidern deutlich unter denen für die Übertragungsrechte der Männer-WM.

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Aber dafür gibt es gute Gründe. Zwar waren die Einschaltquoten beim EM-Finale der Frauen in London ganz fantastisch, doch angesichts der Zeitverschiebung rechnet sogar die FIFA mit sinkenden Zuschauerzahlen in Europa. Die Angebote seien «marktgerecht», beteuern denn auch die Sender. Dafür spricht, dass private Kanäle sich gar nicht erst um eine Übertragung bemühen.

Doch Infantino fühlt sich dieser Tage als Feminist – nur eine logische Fortsetzung von «Today I feel African. Today I feel gay». Er droht fünf europäischen Ländern mit dem TV-Blackout, da die FIFA sich dazu «gezwungen» sehe, sollten die Offerten nicht angemessen sein. Die Förderung des Frauenfussballs fällt wohl seiner Ansicht nach in die Verantwortung der Fernsehsender.

Aber wäre nicht genau das die Aufgabe eines Weltfussballverbands, dem dank absurd hoher Einnahmen aus dem Männerfussball das Geld zu den Ohren herauskommt? Zwar hat Infantino prominente Fussballfrauen als Unterstützerinnen in dieser Diskussion gewonnen, seine Moralpredigten werden deswegen aber nicht glaubwürdiger.

Eines ist spätestens seit seiner grotesken Wiederwahl Mitte März klar: Infantino geht es nicht um Moral. Ihm geht es darum, in der Fussballwelt seine Macht zu sichern. Dafür spielt er sich mit den gewogenen Mitgliedern Zustimmung und Prosperität im Doppelpass zu. Eine Erfindung, mit der sich schon Sepp Blatter seine Macht zementierte.