Die Geschäftsidee?
Erneuerbare Energien dominieren unser Stromsystem, was zu Preisschwankungen und Netzinstabilität führt. Terralayr bietet flexible Speicherlösungen durch eine cloudbasierte Plattform, die Unternehmen einfachen Zugang zu Stromspeicherkapazitäten ermöglicht, ohne dabei eigene physische Batterien besitzen zu müssen, um sich so gegenüber Preisschwankungen abzusichern oder diese durch Arbitrage zu nutzen.
Wie ist sie entstanden?
Erneuerbare Energien wachsen, während konventionelle Energiequellen wegfallen. Gleichzeitig sinken die Batteriepreise, und der Bedarf an Strom steigt durch KI und E-Mobilität – Speicher werden dadurch unabdingbar, der Zugang zu Speichern aber bleibt limitiert. Dadurch kam die Idee, Speicher durch Virtualisierung und flexible Vermarktung einfacher zugänglich zu machen und so das volle wirtschaftliche Potenzial besser auszuschöpfen.
Warum der Name?
«Terra» steht für die Erde, Nachhaltigkeit und eine zu 100 Prozent erneuerbare Energiezukunft. «Layr» symbolisiert die Softwareplattform, die physische Speicher verbindet und als virtuelle Ebene neue, flexible Nutzungsmöglichkeiten schafft.
Website: www.trlyr.com
Gegründet: Dezember 2022
Gründer: Philipp Man (33), CEO; Ludwig Wurlitzer (32), COO
Firmensitz: Zug
Anzahl Mitarbeiter: 34
Umsatzziel für 2025: Revenue Runrate im achtstelligen Bereich
Profitabel: ab Q2 2026
Woher stammt das Startkapital?
Von Investoren wie RIVE Private Investment, Creandum, Earlybird, Norrsken VC und Picus Capital.
Womit erzielen Sie Umsätze?
Terralayr verdient an Gebühren für die Nutzung der Speicher sowie der flexiblen Kapazitätsbuchung durch Abnehmer. Die Preise hängen von Leistung (MW) und Zugriffszeit ab.
Die Vision?
Eine Welt, die zu 100 Prozent durch erneuerbare Energien versorgt wird.
Die grosse Stärke?
Terralayr macht Energieflexibilität so einfach wie Cloud Computing. Über eine einfache API-Anbindung erhalten Kunden Zugang zu Speichern und Flexibilitätsprodukten, während Speicherbetreiber höhere und stabilere Renditen erhalten.
Was sagen Experten zu Terralayr?
Hier geht’s zur Meinung und hier zur Bewertung.
Die grösste Herausforderung?
Die Entwicklung und Errichtung der eigenen, physischen Speicherprojekte ist komplex, verschafft aber bei effizienter und schneller Umsetzung gleichzeitig einen signifikanten, langfristigen Wettbewerbsvorteil.
Der bisher grösste Erfolg?
In nur zwei Jahren hat Terralayr eine sehr robuste Projektpipeline aufgebaut, mehrere Projekte in den Bau gebracht und namhafte Kunden für unsere Plattform gewinnen können. Der grösste Erfolg ist aber sicherlich das starke Team, das innerhalb der kurzen Zeit zusammengestellt wurde und die bisherigen Erfolge ermöglicht hat.
Das Überraschendste bisher?
Speicher bieten noch weit mehr Anwendungen als ursprünglich erwartet. Terralayr plant innovative Services und Flexibilitätsprodukte, die diese Potenziale noch besser nutzen und unseren Kunden weiteren Mehrwert liefern.
Der nächste Schritt?
Weitere Skalierung der Plattform: Integration neuer Speicherkapazitäten, sowohl eigener als auch von Drittanbietern, um die Marktposition weiter auszubauen. Zudem die weitere Produktentwicklung, um über spezialisierte Flexibilitätsprodukte weitere Kundengruppen zu erschliessen.
Expertenmeinung
«Hat Marktvorsprung»
«Das Team von Terralayr ist spannend: Die beiden Gründer arbeiten seit Ewigkeiten zusammen, haben Chronext gegründet und dort mit dem misslungenen IPO viele harte, aber wertvolle Erfahrungen machen müssen. Sie wissen jedoch, dass sie kein explizites Energie-Know-how haben – gut, dass sie dafür Spezialisten gewinnen konnten. Das Thema, das Terralayr adressiert, ist zeitgemäss, und so einen Market Place gibt es noch nicht. Der ist wohl auch gut skalierbar. Die Challenge ist, dass die Firma nicht nur Software, sondern auch Hardware baut. Das ist anspruchsvoll, bindet Kapital, und es kann lange dauern, bis man alle Genehmigungen hat. Terralayr ist hauptsächlich in Deutschland aktiv, dort sind die politischen Veränderungen ein Risikofaktor, gerade bei Hardware. Hauptkonkurrenten sind die grossen Energieversorger. Wenn die ihre Kapitalstärke ausnutzen, wird es für Terralayr anspruchsvoll. Immerhin hat man einen Marktvorsprung, konnte schon Kunden akquirieren und will bald profitabel sein. Hier haben die Gründer viel aus Chronext gelernt, wo sie ohne Profite stark gewachsen waren – das Learning gefällt mir.»
Mike Baur ist Co-Gründer und Chef der Swiss Ventures Group.
«Muss besser erklären»
«Renewables sind ein angesagtes Thema, und die Idee des Energiehostings klingt erst mal interessant, weil es beständige Umsätze verspricht. Ich kann aber nicht einschätzen, ob das wirklich ein Riesenmarkt wird. Philipp Man ist Seriengründer und ein cleveres Kerlchen, er wird sich gut überlegt haben, warum er sich genau dieses Gebiet ausgesucht hat. Schade nur, dass Terralayr keinerlei Synergien hat mit seiner bisherigen Firma Chronext – es ist reines B2B. Und da stellt sich mir die Frage, ob ein Firmenkunde ein derartiges Angebot bei einem Start-up beziehen will und nicht bei einem namhaften Grosskonzern wie Schneider Electric oder ABB. Denn die Eintrittsbarrieren sind niedrig; jeder kann so ein Batteriesystem anbieten, sofern er genug Kapital hat und das regulatorische Risiko tragen will. Da muss Terralayr noch viel besser erklären, warum man für Firmen ein No-Brainer sein soll, hier Kunde zu werden. Immerhin hat man schon namhafte Investoren aus dem Sustainability-Bereich gewinnen können. Es wird sich zeigen müssen, ob diese junge Industrie auch schnell genug anwachsen kann, um den VCs in fünf Jahren einen Return zu bringen.»
Marco Rodzynek ist Gründer und Chef von Noah Advisors.