Die Geschäftsidee?
Oxyle ist die weltweit erste kosteneffiziente, nachhaltige und endgültige Lösung gegen die Verunreinigung durch Forever Chemicals (PFAS). Unsere Technologie ermöglicht es Betreibern, Wasserverschmutzungen vorzubeugen und sie zu beheben, indem sie alle PFAS im Abwasser bis auf nicht nachweisbare Werte eliminiert.
Wie ist sie entstanden?
Fajer Mushtaqs frühe Erfahrungen mit der Wasserknappheit in Delhi brachten sie dazu, an der ETH Zürich zu promovieren und sich auf die Entwicklung von Technologien zur Verbesserung der Wasserqualität zu konzentrieren. Dort traf sie einen anderen Idealisten, Silvan Staufert, und gemeinsam gründeten sie Oxyle, um die globale Wasserverschmutzung zu bekämpfen.
Warum der Name?
Der Name Oxyle leitet sich von den Hydroxyl-Radikalen ab, die eine entscheidende Rolle beim Abbau, bei der Mineralisierung und somit der Entfernung von PFAS-Verbindungen aus dem Wasser spielen.
Woher stammte das Startkapital?
Aus mehreren Förderprogrammen, darunter Innosuisse und EIC Accelerator, die uns die nicht verwässernde Anfangsfinanzierung gewährten. Zudem haben wir 2022 eine Pre-Seed-Runde über drei Millionen abgeschlossen.
Website: www.oxyle.com
Gegründet: Mai 2020
Gründer: Dr. Fajer Mushtaq, CEO; Dr. Silvan Staufert, CTO
Firmensitz: Zürich
Anzahl Mitarbeiter: 26
Umsatzziel für 2025: 5 Millionen Franken
Profitabel: ab 2027
Womit erzielen Sie die Umsätze?
Durch die Lieferung unserer Reaktoren, sei es direkt oder über die Produktionspartner unserer Kunden; durch die Bereitstellung von Fertigkatalysatoren für einen einfachen, wartungsarmen Austausch; und durch unser proprietäres Echtzeit-Analyse- und -Überwachungssystem als Service.
Die Vision?
Die Wiederherstellung und der Schutz unserer Gewässer vor Forever Chemicals. Bis zum allerletzten Tropfen.
Die grosse Stärke?
Unser innovativer Katalysator und die Einfachheit seiner Aktivierung. Wenn er durch skalierbare, energiearme Quellen wie Turbulenzen im Wasser aktiviert wird, erzeugt er hochreaktive Spezies, die alle PFAS in ungiftige Nebenprodukte aufspalten. Es entstehen keine sekundären Abfälle, und es ist die energie- und kosteneffizienteste Vernichtungslösung auf dem Markt.
Die grösste Herausforderung?
Der Sprung aus der kontrollierten Forschungsumgebung an der ETH zur Implementierung unserer Technologie in der realen industriellen Umgebung, ein Meilenstein, den wir bis Ende des Sommers 2024 erreichen werden.
Der bisher grösste Erfolg?
Die erfolgreiche Implementierung unserer Technologie auf dem Gelände eines Kunden für einen sechsmonatigen Versuch zur Grundwassersanierung. Über 99 Prozent aller kurz-, mittel- und langkettigen PFAS wurden mit weniger als 1 kWh/m³ Energie entfernt. Das ist nicht einmal ein Fünfzehntel dessen, was der nächste Wettbewerber benötigt.
Das Überraschendste bisher?
Wie schnell sich die Menschen für das Thema PFAS interessiert haben. Wir haben in den letzten Jahren eine begeisterte Reaktion erlebt, mit vielen Diskussionen, der Befürwortung von Veränderungen und starkem öffentlichem und behördlichem Interesse.
Der nächste Schritt?
Nach einem erfolgreichen sechsmonatigen Pilotprojekt werden wir in der zweiten Hälfte dieses Jahres mit einem Chemiepark in der Schweiz die Full-Scale-Implementierung in Angriff nehmen.
Expertenmeinung: Zwei Risikokapitalisten über die Chancen von Oxyle
«Sehr gute Chancen»
«Es gibt weltweit über 20'000 kontaminierte Sites mit sogenannten Forever Chemicals, die von der Natur nicht abgebaut werden können. PFAS kommen im Trinkwasser vor, und die toxischen Effekte verursachen hohe Kosten, der Markt ist also riesig. Die Konkurrenten können PFAS mit hohem Aufwand und nur unvollständig aus dem Wasser filtern und müssen sie in Öfen vernichten. Das braucht sehr viel Energie. Oxyle hingegen hat ein Verfahren entwickelt, das PFAS vollständig entfernt und zu unbedenklichen Mineralien abbaut mit einem Bruchteil an Energie. Cool ist, dass sowohl die Materialklasse als auch die Methodik patentiert sind. Existierende Anlagen lassen sich innerhalb eines Tages retrofitten, das ist beeindruckend. Wie schnell der Markt das annimmt, hängt aber extrem vom regulatorischen Druck ab. Ich würde der Firma daher unter anderem empfehlen, jetzt PR und Aufklärung zu betreiben, um vom Druck von Öffentlichkeit und Politik zu profitieren.
Die Gründerin ist unternehmerisch talentiert und hat Industrie-Experten in ihr Team geholt, etwa von Climeworks. Das macht die Sache glaubwürdig. Das Go-to-Market ist kurzfristig zwar limitiert durch die Anzahl Pilotprojekte und die langen Sales Cycles. Aber mittelfristig generiert Oxyle skalierbare Umsätze mit dem Katalysatormaterial – wenn sie das richtig executen, haben sie sehr gute Chancen.»
«Etwas opportunistisch»
«Oxyle adressiert mit ihrer Lösung ein immer grösser werdendes Problem und damit einen wachsenden Markt. Die Regularien bezüglich PFAS werden immer strenger, die Frage ist aber, wie schnell sie dann auch umgesetzt werden. Für Abwasser gibt es verschiedene Kundengruppen. Oxyle weiss noch nicht genau, welche sie wie angehen muss, und handelt etwas opportunistisch – das ist auch der frühen Phase des Unternehmens geschuldet. Die Pilotkunden und das Interesse im Markt sehen vielversprechend aus, die Firma hat auch schon recht viel Funding eingesammelt, das ist ein Vertrauensvorschuss. Dementsprechend scheint dort Potenzial vorhanden zu sein, aber ich weiss nicht, wie gross es ist und wie lange es dauern würde, dieses zu erschliessen. Denn die Verkaufszyklen für so eine Lösung sind sehr lang. Und auf dem Markt gibt es bereits mehrere etablierte Verfahren in diesem Bereich. Da fragt sich, wie überlegen die Oxyle-Technologie ist, um die Umstiegskosten zu rechtfertigen. Zumal die langfristige Performance noch nicht belegt ist.
Die CEO macht einen sehr guten Eindruck, das Team ist mir aber noch zu Tech-lastig. Für die Kommerzialisierung holen sie sich erst jetzt die passenden Leute. Oxyle sollte sich derzeit aber auf den Schweizer Markt konzentrieren und nicht noch parallel Belgien und Holland angehen. Das macht die Operations viel komplexer, und dafür ist die Firma noch zu fragil.»