Blackrock und Vanguard verwalten Billionen und sind die grössten Asset Manager der Welt. Entsprechend prominent sind sie an der Schweizer Börse vertreten. Kaum ein Titel, der sie nicht zu den grössten Investoren zählt. Doch unter den von Bloomberg erfassten Grossanlegern ging ihre Dominanz zurück. Gleichzeitig rücken Schweizer Anleger vor, in einigen Fällen haben sie die Investoren aus den USA sogar übertrumpft.
So etwa bei Geberit. 2016 fiel der Anteil der Grossanleger unter die 50-Prozent-Marke und hat sich seither nicht erholt. Seit 2014 wächst der Stellenwert der Schweizer Asset Manager immer weiter an. Vor einigen Monaten zogen sie an den US-amerikanischen Konkurrenten vorbei (siehe Grafik). Geberit-Chef Christian Buhl muss sich nun wohl verstärkt mit Schweizer Anlegern auseinandersetzen.
Auch bei den A-Aktien von Richemont, geleitet von Jérôme Lambert, haben die Schweizer Grossanleger die US-Investoren im Oktober 2023 übertrumpft. 2019 lagen die Geldmanager aus den USA mit rund 55 Prozent noch meilenweit vorn.
Bei Holcim wuchs der Anteil der Schweizer Grossinvestoren laut Bloomberg-Daten alleine von Juni bis zum Dezember 2023 von 12 auf 24 Prozent an. Profianleger aus den USA fielen von 44 auf 41 Prozent zurück. «Insgesamt ist das bei Holcim eine Normalisierung», sagt Beat Pfiffner vom Research der Schwyzer KB. Zwischen Mitte 2021 und März 2022 legte der US-Anteil laut Pfiffner noch deutlich zu.
Bei Lonza lag der Anteil der Schweiz von 2017 bis Ende 2022 relativ konstant bei rund 10 Prozent, Anfang 2023 schlug er nach oben aus. Heute weist Bloomberg einen Anteil der Schweizer Grossanleger von 17,7 Prozent aus. Der US-Share schmolz von 2018 bis heute von 60 auf etwas mehr als 40 Prozent.
Bei Swiss Re sind die erfassten Profianleger aus der Schweiz bereits seit September 2020 dominant. In den vergangenen zwei Jahren haben sie ihren Vorsprung auf die USA von 27 auf derzeit 39 Prozent noch ausgebaut.
Bei den Schwergewichten im Index zeigt sich ein ähnliches, wenn auch weniger ausgeprägtes Bild. Bei Roche sinkt die US-Dominanz seit Jahren. Hielten im Frühjahr 2010 die grossen Anleger aus Übersee noch 60 Prozent der Genussscheine, waren es zuletzt nur noch 36,2 Prozent. UBS und Co. holten in den vergangenen zehn Jahren auf. Derzeit sind bereits 18,6 Prozent in Schweizer Hand.
US-Investoren rutschten bei Nestlé laut Bloomberg im März unter die 40-Prozent-Marke. 2019 hielten sie noch fast 60 Prozent der Marktkapitalisierung. Das Gewicht der heimischen Grossanleger beim von CEO Mark Schneider geführten Multi wuchs derweil von 10 auf 27 Prozent.
Beat Pfiffner hat keine klare Erklärung für den Rückzug der US-Anleger. Die Gründe sind individuell, aber es wirken auch die grossen Geldflüsse. So hat der US-Aktienmarkt im Vergleich zur Schweiz 2023 weit besser rentiert. Das liegt nicht zuletzt an den Sektoren. Der Schweizer Markt ist mit Pharma und Konsumgütern defensiv und für eine Erholungsphase nicht die erste Wahl. Die Technologieriesen waren nach dem Absturz 2022 in den vergangenen Quartalen besonders gefragt, und die gibt es vor allem in den USA. Ein seltener Vertreter aus der Schweiz ist Logitech. Und genau bei diesem Wert haben die US-Investoren die zuvor verlorene Vormachtstellung zurückerlangt.