Vor fünf Jahren machten die Gerüchte schon einmal die Runde. Bär wolle EFG kaufen, schrieb das Branchenportal «Inside Paradeplatz» im Dezember 2019 und berichtete von einem Geheimtreffen. EFG dementierte. Nun sind die Gerüchte in Zürcher Bankenkreisen wieder aufgetaucht – allerdings unter umgekehrten Vorzeichen. Während EFG damals nach Skandalen angeschlagen war und als Ziel für eine starke und selbstbewusste Julius Bär galt, ist nun Bär nach dem Benko-Skandal und dem 600-Millionen-Kredit geschwächt. EFG wiederum hat sich unter CEO Giorgio Pradelli einen forschen Wachstumskurs auf die Fahne geschrieben, untermauert von der im Oktober 2022 kommunizierten Strategie, dass man auch an Übernahmen interessiert sei. Der Kurs von EFG ist in den letzten zwei Jahren um über 50 Prozent gestiegen, zur Freude auch von Ex-Bär-Chef Boris Collardi, heute Investor und Verwaltungsrat bei EFG.
Offiziell ist dazu wenig zu erfahren: Man kommentiere Gerüchte nicht, heisst es bei beiden Banken. Doch aus dem Umfeld der Entscheidungsträger im EFG-Verwaltungsrat verlautet, ein Zusammenschluss sei im Moment kein Thema: «Bär ist derzeit gar nicht verhandlungsfähig», so ein Insider, die Bär-Führung habe im Moment «keine intellektuellen Kapazitäten und keine Zeit» für derlei Erwägungen. «Schauen wir mal, was danach ist», lässt der Insider allerdings alle Optionen offen. Bei Bär tönt es ähnlich: «Wir haben derzeit andere Herausforderungen», heisst es aus dem Umfeld der Bär.