Sie alle zu finden, ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden.» Okay, ganz so diabolisch wie «der Eine Ring», den J. R. R. Tolkien in seinem Monumentalwerk beschreibt, sind Fitnessringe nicht. Aber sie sind ein probates Mittel, um die Vitalwerte zu überwachen, ohne dass man sich durch ein Fitnessarmband als Selbstvermesser outet. Vorgespurt hatten den Markt in den letzten vier Jahren diverse Start-ups, jetzt steigt mit Samsung erstmals ein richtig grosser Anbieter in den, genau, Ring.
Marc Kowalsky ist ein Early Digital Immigrant: Seit über 35 Jahren fühlt er den neusten IT-Produkten auf den Zahn.
Den Galaxy Ring gibts in drei Farben (Schwarz, Silber und Gold) und in je elf Grössen. Wenn Sie unsicher sind, welcher Ihnen passt, sollten Sie vorab das Grössenprobierset bestellen. Weil über dem Plastik eine Titanlegierung angebracht ist, wiegt der smarte Ring nur drei Gramm und kommt leidlich wertig daher. Er hat keinerlei Bedienelemente, geschweige denn ein Display, sondern wird ausschliesslich über die App kontrolliert – mich hat es genervt, ständig dort nachschauen zu müssen. Und es gibt sie auch nur für Android, iPhone-Nutzer bleiben aussen vor. Ausgestattet ist der Ring mit den nötigsten Sensoren: einem Beschleunigungsmesser, einem optischen Pulsmesser, der auch den Blutsauerstoff misst, und einem Thermometer. Einen Vibrationsalarm etwa für Push-Meldungen auf dem Smartphone oder bei Pulsproblemen hat Samsung nicht implementiert, bezahlen können Sie mangels NFC-Chip auch nicht mit dem Ring, ein GPS-Empfänger fehlt ebenfalls. Entsprechend ungenau sind die Auswertungen für Läufe, Velofahrten oder Schwimmen. Die automatische Work-out-Erkennung funktioniert nur bei Gehen und Laufen, sie ist ebenso wie die Pulsmessung nicht sehr präzise. Sportler werden also mit dem Ring kaum glücklich. Wenigstens decken sich die Schlafdaten einigermassen mit jenen von anderen Geräten. Die Besitzer eines Samsung-Handys können per Fingerbewegung den Fotoauslöser des Handys betätigen oder einen Alarm ausschalten – nice to have, aber kein Kaufgrund. Erfreulich: Der Akku hält je nach Ringgrösse fünf bis sieben Tage und ist nach rund einer Stunde wieder geladen. Das sehr stabile Lade-Case dient auch als Transporttasche.
Wie «der Eine Ring» ist auch der Galaxy hart im Nehmen: Er hat an meinem Finger die Feuer des Schicksalsbergs (in diesem Fall: die Küsnachter Strandsauna mit 96 Grad) ebenso überlebt wie die Kälte des Caradhras-Passes (in diesem Fall: den anschliessenden Schwumm im 6 Grad kalten Zürichsee). Auch Kratzer oder Schrammen hat er in meiner Testzeit nicht eingefangen. Der Preis ist stolz, relativiert sich aber wenigstens ein bisschen: Bei Konkurrenzprodukten muss man zusätzlich ein Abo für die Datenauswertung lösen. Hier nicht.
Fazit: Ich werde kein Herr der Ringe: Mir hat das Gerät zu wenig Features, und für weniger Geld bekommt man eine vollwertige Smartwatch. Der Ring ist höchstens eine diskrete Alternative für jene, die kein Gadget am Handgelenk tragen wollen.
★ Technoschrott ★★ verzichtbar ★★★ nice to have ★★★★ cool ★★★★★ wegweisend