Der ehemalige Kunstfälscher Wolfgang Beltracchi verkauft nun unfälschbare digitale Kunst, besser bekannt als Non-Fungible Tokens (NFTs). «Ich bin in den digitalen Markt eingedrungen, um Kunst zu machen. Damit schreibe ich Kunstgeschichte», sagt der in der Nähe von Luzern lebende Deutsche selbstbewusst.

4608 dezentral auf der Blockchain gespeicherte Kunstwerke wurden in dem NFT-Projekt geschaffen. Jedes davon basiert auf dem Gemälde «Salvator Mundi», das 2017 für die Rekordsumme von 450 Millionen Dollar versteigert wurde und Leonardo da Vinci zugeschrieben wird.

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Beltracchi hat seinen Renaissance-Salvator-Mundi originalgetreu in der künstlerischen Handschrift von Leonardo da Vinci gemalt und sechs Versionen der Ikone im Stil von Künstlern wie Pablo Picasso, Vincent van Gogh, Salvador Dalí oder Roy Lichtenstein. Aus verschiedenen Originalen und unzähligen Details zusammengesetzt, entstanden die 4608 Varianten, die alles Unikate sind.

Anders als bei vielen NFT-Projekten bestimmte nicht ein Programm die Zusammensetzung, sondern Beltracchi selbst. «Ich habe sechs Monate wie ein Tier gearbeitet», sagt er. Erstmals seien nun Fine-Art-NFTs auf dem Markt und kein, wie es der Künstler nennt, «Pixelscheiss».

Für den 70-Jährigen hat sich der Aufwand gelohnt. Seit dem Verkaufsstart vor vier Wochen wechselten 336 Stück zu je drei Einheiten der Kryptowährung Ether den Besitzer. In Franken gerechnet sind das vier Millionen. Bringt Beltracchi alle Bilder an den Mann (NFT-Käufer sind meist jung und männlich), wandern 13 824 Ether in die Wallet – aktuell wären diese Tokens 55,3 Millionen Franken wert. Und so ein NFT ist für den Künstler auch nach dem Verkauf ein Geschäft.

Auf der wichtigsten NFT-Plattform Opensea.com erhält der Hersteller bei jedem Handwechsel eine Provision. Vier Wochen nach Start ist das Projekt mit 336 von 4608 verkauften NFTs jedoch noch in der Anfangsphase.

Der Deutsche Hansen Wang

HINTERMANN: Der Deutsche Hansen Wang setzt bereits sein zweites NFT-Projekt um. Inzwischen ist der 30-Jährige wohl vielfacher Millionär.

Quelle: ZVG

Der einst zusammen mit seiner Frau Helene Beltracchi von Galerien mit Klagen eingedeckte und bei seiner Verurteilung hoch verschuldete Künstler braucht das Geld nicht mehr wie auch schon: «Meine Bilder sind sehr teuer geworden. Ein Porträt kostet 200 000 Franken. NFTs sind für mich ein Nebenschauplatz.» Die verdienten Ether wechselt der Meisterfälscher nicht, in der Kryptowährung sieht er «viel Potenzial».

Zudem gehe der grösste Teil der Einkünfte aus dem Verkauf nicht an ihn, sondern an Hansen Wang. Der seit 2016 in der Schweiz lebende Deutsche ist Mastermind hinter dem Projekt. Wang hat mit dem Blockchain-Entwickler Gautham Nekkanti die Firma Suum Cuique Labs gegründet und schon die Hashmasks-NFTs auf den Markt gebracht. 16 384 dieser Hashmasks wurden für 10 243 Ether (aktuell 41 Millionen Franken) verkauft.

Die ersten 300 Hashmasks bot Hansen für 0,1 Ether feil, die letzten drei für das Tausendfache. «Der Gaming-Teil ist wichtig. NFT-Käufer spricht das an», sagt Hansen. Das Spielerische wird bei den Beltracchi-NFTs teilweise fortgeführt: Die Preise bleiben gleich, aber wie bei den Hashmasks weiss der Käufer auch hier nicht, welches NFT er genau für seine drei Ether im Wert von 12 000 Franken erhält. In der Folge wird getauscht oder verkauft. Das kommt nicht ungelegen: Dank der Provisionen ist das für Hansen und Beltracchi ein Geschäft.