Man kann sich offenbar auch in meinem fortgeschrittenen Alter noch mal neu verlieben. Oder sagen wir besser: neu orientieren. Zu den Erzeugnissen von Land Rover und Range Rover hatte ich über viele Jahre keine Beziehung. Klar, bold and british, immer mächtig und zugleich stilvoll im Auftritt. Aber für mich nicht so einschlägig, weil eher ein Fall für die asphaltnahen Zweitürer als die grossen SUVs. Wobei ich den Range Rover der ersten Generation immer schon kultig und im Design unverwüstlich modern fand: kantig, gross, riesige Glasflächen und dünne Säulen – ein Gerät für die Ewigkeit, das sehr an die Volvo-Kombis erinnert, beginnend mit dem 240, die den Mythos der Schwedenpanzer begründet haben. Ihm steht der alte Range Rover als Britenpanzer in nichts nach. Beide sind, bis heute gültige, funktionale Schönheiten.
Die leicht hymnische Einleitung erklärt sich aber nicht durch die Schönheit des grossen Urvaters; ich bin ja nicht den, sondern den neuen Range Rover Sport gefahren. Vielmehr ist der Grund, dass man spät noch immer neue Dinge lernen kann.
Denn: Der Sport ist zwar der «kleine» Range, aber immer noch ein grosses Teil. Was er mittels zweier simpler Knöpfe auf der Mittelkonsole im Gelände anstellen kann, ist schon fast aberwitzig. Steigung, Seitenneigung, spitze Steine, Rinnen so tief wie Badewannen, die Teststrecke hätte ich nicht einmal mit jedem der zahlreichen Traktoren, die ich gefahren bin, in Angriff nehmen wollen. Das Auto zeigt keine Mühe, man muss lediglich etwas Geduld haben. Wenns ganz extrem wird, sollte man es bei rund 5 km/h belassen. Ich könnte mir vorstellen, dass viele der sonstigen SUVs am Automarkt hier früh die Waffen gestreckt hätten – das ist der feine Unterschied zwischen Autos mit Karosserieform SUV und, wie hier, einem ernst gemeinten Geländewagen.
Ein Schnellfahr-Parcours im Gelände zeigte die Spurtreue des Sport und seine Kurvengängigkeit; ich hatte dabei jede Menge Spass und erlebte als Beifahrer des Stuntpiloten der neueren James-Bond-Filme, Mark Higgins, was «Sport» bedeuten kann … und das alles, auch die Bergfahrt, rein elektrisch! Die Batterie des Hybrids sorgt für nominell 110 Kilometer E-Reichweite, in der Realität, wie der Hersteller ganz offen kommuniziert, dürften es eher knapp 90 Kilometer sein. Das reicht aber für die meisten Berufspendler problemlos.
Worauf ich hinauswill: Der Range Rover Sport ist ein Auto-Allzwecktool. Bergkatze und Spielgefährte und auf dem Boulevard edel ausgestattetes Vorführmodell; er passt zu Jagdhütte und Fünfsternhotel. Dass der Sport der «kleine» Range Rover ist, macht gar nichts – der genügt völlig. Einer für alles. Wie ein Anzug, der immer sitzt.
Antrieb: 3-Liter-Benziner, Plugin-Hybrid
Verbrauch: 0,9 Liter (WLTP)
Leistung: 510 PS (375 kW) 0–100 km/h: 5,4 s Vmax: 242 km/h
Preis: als P510e SE, Linie Autobiography, ab 143 300 Franken
1 Kommentar
Wenn man nur ein Auto besitzen dürfte, würde man nur noch Range Rover fahren. Stile is never out of fashion.