Im Markt für Drohnensoftware ist PX4, was Android für Smartphones ist. Seit Jahren ist die Zürcher Firma Auterion damit klarer Weltmarktführer. Das ist sie immer noch – neu aber keine Zürcher Firma mehr. Auterion, 2017 als ETH-Spin-off von Lorenz Meier und Kevin Sartori gegründet, hat ihren Hauptsitz seit Kurzem in Arlington, Virgina, direkt neben der US-Hauptstadt Washington, D.C. Der Grund: Auterion plant eine weitere Finanzierungsrunde dieses Jahr und wird dann voraussichtlich die Milliardenbewertung erreichen. «Spätestens dann ist es als Schweizer Firma auf dem Kapitalmarkt sehr schwierig», sagt Meier. Hinzu käme, dass die USA der grösste Drohnenmarkt seien und die Regierungen weltweit die grösse Kundengruppe. «In der Schweiz muss man vorsichtig sein bei Dual-Use-Gütern, die sowohl zivil wie auch militärisch eingesetzt werden können», sagt Meier: «In den USA sind die regulatorischen Rahmenbedingungen vorteilhafter.»

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Die Auterion-Drohne Parrot.

Über 80 Prozent aller Drohnen weltweit werden mit Software von Auterion gesteuert.

Quelle: ZVG

Weil die Basis der Auterion-Software PX4 frei verwendet werden darf, konnten Meier und Sartori bereits in der Vergangenheit nicht ausschliessen, dass ihre Produkte für kriegerische Zwecke eingesetzt werden. 2020 definierte das US-Verteidigungsministerium PX4 als Softwarestandard, auf dem alle kleinen Aufklärungsdrohnen der U.S. Army zukünftig beruhen müssen. Bewaffnete Anwendungen schloss Auterion damals allerdings aus. Das ist nun nicht mehr so: «Wir liefern unser kommerzielles Produkt mit Überzeugung an liberale Demokratien, damit sie sich verteidigen können», so Meier. Die Unterstützung der Ukraine mit Auterion-getriebenen Drohnen bezeichnet er als «moralische Verpflichtung». Die zivile Technologie will Auterion weiterhin in der Schweiz entwickeln, Steuern zahlt die Firma zukünftig aber in den USA.

Von dort kommt auch ein prominenter Investor, den Auterion kürzlich gewonnen hat: Ex-Google-Chef Eric Schmidt. Meier will sich dazu nicht äussern, aus unternehmensnahen Kreisen hört man jedoch von einer «soliden Beteiligung». Schmidt hatte sich schon zu Google-Zeiten öffentlich um die Verteidigung liberaler Demokratien gesorgt. Kürzlich hat er das Start-up White Stork gegründet, das KI-gesteuerte Billig-Kampfdrohnen für die Ukraine entwickelt. Schmidt reist regelmässig in das kriegsversehrte Land. Neben ihm hat neu auch die deutsche Unternehmerfamilie Diehl bei Auterion investiert. Die Diehl Group steht unter anderem hinter dem Luftabwehrsystem Iris-T, das Deutschland an die Ukraine liefert. Alle Wege führen nach Kiew.

Eric Schmidt, langjähriger Google-Chef, hält an Auterion neu eine «solide Beteiligung.

Eric Schmidt, langjähriger Google-Chef, hält an Auterion neu eine «solide Beteiligung».

Quelle: Getty Images for TIME
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Marc Kowalsky
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