Es ist ein früher Nachmittag Anfang August in Saint-Denis, einem Vorort von Paris. Langsam wälzt sich der Zuschauerstrom aus dem Stade de France, knapp 80'000 Menschen haben gerade die ersten Vorausscheidungen in den Leichtathletik-Disziplinen der Olympischen Spiele mitverfolgt. Unter ihnen Martin Hoffmann, geborener Thüringer. Er hatte mitgefiebert mit den deutschen Teilnehmern, die an diesem Morgen gut performten, mitgelitten mit den Schweizern, die allesamt ausschieden. Jetzt geht es zurück in die Innenstadt. Auf einer lang gezogenen Passerelle, kurz vor den letzten Treppen, kommt der Menschenstrom kurz zum Erliegen. Ein junger Belgier im Rasta-Look spricht Hoffmann an: «Darf ich fragen, wo Sie diese coole Gürteltasche gekauft haben?» Hoffmann stutzt, dann antwortet er: «Die habe ich nicht gekauft.» – «Also haben Sie sie geschenkt bekommen?» – «Nein, die produzieren wir. Wir sind Ausrüster der Schweizer Delegation. Aber Sie können die auch kaufen. Wir haben einen Laden an den Champs-Élysées. On heisst unsere Marke.» Der junge Mann bedankt sich und zieht zufrieden von dannen. «Es passiert sehr häufig, dass wir angesprochen werden», sagt Hoffmann.
Kein Wunder. Denn seine Firma On schreibt gerade eine Erfolgsgeschichte sondergleichen. Gerade vermeldete sie ihr bestes Quartal der Firmengeschichte. Beim Börsengang 2021 an der New York Stock Exchange galt On als hoffnungslos überbewertet, verglichen mit Nike, Adidas, Puma und Co. Doch das Management hat geliefert: Mit einem Umsatzwachstum zwischen 47 und 71 Prozent in den letzten drei Jahren. Rund 2,3 Milliarden Dollar wird On heuer umsetzen, nur 14 Jahre nach der Gründung, 3500 Mitarbeiter zählt sie, Durchschnittsalter 35 Jahre. Der Aktienkurs hat sich heuer mehr als verdoppelt – von allen Schweizer Firmen hat lediglich die winzige Biotech-Firma Kuros mehr zugelegt. Knapp 17 Milliarden Franken ist On derzeit wert, mehr als die SMI-Titel Logitech oder Sonova, doppelt so viel wie der weltgrösste Uhrenhersteller Swatch Group, vier Mal mehr als Konkurrent Under Armour, der vor Kurzem noch als der gefährlichste Herausforderer von Platzhirsch Nike galt. Ons Bruttomarge von über 60 Prozent gehört zu den höchsten der Branche, ebenso die EBITDA-Marge von knapp 19 Prozent: 80 Millionen Franken Reingewinn lieferte On 2023 ab, im neuen Jahr soll es eine halbe Milliarde werden. Kein anderes Schweizer Jungunternehmen ist derart schnell zum Konzern gereift. «Wir wollen die grösste Premium-Sportmarke der Welt werden», beschreibt Co-Gründer David Allemann die Vision.