Donald Trump ist in seine zweite präsidiale Amtsdauer gestartet. Die Wirtschaft schaut hoffnungsvoll auf die gross angekündigten Taten des neuen alten Präsidenten der USA. Grosskonzerne aus der Tech- und Industriebranche bringen sich strategisch geschickt in Stellung, um im Fahrwasser von Trumps Wirtschaftspolitik nicht aussen vor zu stehen. Alle wollen von «Make America Great Again» profitieren. Wobei Donald Trumps Wirtschaftspolitik vielfältiger sein wird, als dieses Mantra flächendeckend anzuwenden. Er wird opportunistisch agieren, sodass er und sein Umfeld maximal profitieren. Doch was heisst das für Unternehmen in der Schweiz oder andere, sogenannte Small Open Economies?
Schweizer Unternehmen generieren über die Hälfte ihres Umsatzes im Ausland – das meiste davon in der EU, gefolgt von den USA. Andere Exportmärkte sind geografisch, kulturell, politisch und wertebasiert weit entfernt. Leider sind es jedoch gerade unsere europäischen Kunden, die immer weniger von uns kaufen können. Europas führende Volkswirtschaften zeigen sich – mit wenigen Ausnahmen – wenig inspirierend, stehen vor grossen Herausforderungen und wachsen kaum. Es wird Jahre dauern, bis wirtschaftspolitisch ein Kurswechsel gelingt.
Mathias Hausherr ist Managing Partner der Transatlantic Partners Group und Präsident der Handelskammer Swiss AmCham Southern California.
Wenn Europa als Wachstumsmarkt ausfällt und andere Märkte eher marginal oder irrelevant bleiben, bleibt für innovative, skalierbare Unternehmen, die auf internationale Märkte angewiesen sind, nur ein Markt übrig: die USA. Die USA bieten nicht nur ausreichend Kaufkraft, Grösse und Skalierbarkeit, sondern sind auch seit Jahrhunderten eng mit der Schweiz verbunden – politisch, wirtschaftlich und kulturell. Die Geschichte hat denn auch unzählige Schweizer Pioniere wie Louis Chevrolet in den USA erfolgreich werden lassen.
In den Vereinigten Staaten zählen Schnelligkeit, Agilität und Anpassungsfähigkeit. Um erfolgreich zu sein, muss man nicht der grösste oder aggressivste Fisch im Teich sein – vielmehr der schnellste und klügste. Erfolgreiche Unternehmen setzen dabei auf Partnerschaften und bauen gezielt Netzwerke auf, die auf Vertrauen basieren. Denn: People over product. Die besten Produkte und Dienstleistungen wollen alle haben, doch Vertrauen und Verlässlichkeit bleiben die wahren Schlüssel zum Erfolg. Dieses Vertrauen zu gewinnen, erfordert Zeit, Ausdauer und Engagement. Optimal profitieren von den amerikanischen Tugenden kann, wer – wie der Amerikaner sagt – «skin in the game» hat, das heisst, Risiken eingeht, investiert und einen grossen Teil der Wertschöpfungskette in die USA verlegt.
Wer in die USA expandiert, sollte verstehen, dass es sich um 50 verschiedene Märkte handelt – jeder mit eigenen Regeln und Besonderheiten. Los Angeles und New York sind so unterschiedlich wie Rom und Hamburg, und Kalifornien allein wäre als unabhängiges Land die fünftgrösste Volkswirtschaft der Welt. Was in Europa funktioniert, kann in den USA kolossal scheitern, und umgekehrt. Aber genau hier zeigt sich, warum Schweizer Unternehmen immer wieder erfolgreich sind: Sie verbinden Anpassungsfähigkeit mit Präzision und spielen in der Liga der Grossen mit. Nicht umsonst ist die Schweiz der siebtgrösste ausländische Investor in den USA. Wenn wir jetzt auch noch etwas mehr «amerikanisch» werden, was unsere Marketingfähigkeiten und die Risikobereitschaft angeht, dann werden die Schweizer Unternehmen ihre gute Position nicht nur verteidigen, sondern weiter ausbauen können. Die USA schätzen Schweizer Unternehmen als zuverlässige Partner. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um die Chancen dieses einzigartigen Marktes zu nutzen – bevor andere es tun. Denn im Land der unbegrenzten Möglichkeiten gilt vor allem eines: «You snooze, you lose.»
Es sind 50 verschiedene Märkte – jeder mit eigenen Regeln und Besonderheiten.