Seine Karriere ist steil und illuster wie kaum eine zweite – aber noch immer geht Günther Helm ohne Probleme als Jungspund durch: Erst 44 ist der Österreicher, der es als mächtiger Regionalchef beim Discounter Aldi auch aufs Cover der BILANZ geschafft hatte: Im Oktober 2015 war das, Helm war erst 36 und Boss der österreichischen Hofer-Gruppe, die mehrere Aldi-Ländergesellschaften führt, darunter auch diejenige in der Schweiz. Selbige hatte er zuvor geführt, im zarten Alter von 30 Jahren.
Schlau, smart und sympathisch: Helms weiterer Aufstieg schien vorgezeichnet. Zum Juni 2019 übernahm er den CEO-Job der Handelsgruppe von Drogeriekönig Erwin Müller. Dessen Kette ist die einzige der deutschen Drogerie-Multis, die sich auch in die Schweiz gewagt hat. Vorgesehen war, dass Helm Nachfolger des greisen Seniors wird; er selbst sagte, er werde «den Generationswechsel vollziehen». Doch im Spätsommer 2022 spedierte Patron Müller den Juristen mit Doktortitel Helm aus seiner Firma: Man hatte sich auseinandergelebt.
In der Folge fungierte Helm als heisser Kandidat für eine Chefposition im Retail der Signa-Gruppe des schillernden Österreichers René Benko, dem die Schweizer Globus-Gruppe und der dauerkriselnde deutsche Kaufhauskonzern Galeria gehören. Helm soll als möglicher Ersatz für Benkos Statthalter Dieter Berninghaus gehandelt worden sein.
Doch Helm entschied sich anders: Von einem Headhunter vermittelt, zügelt er mit Frau und drei Kindern nach Saudi-Arabien, um CEO des Handelskonzerns Cenomi zu werden. Cenomi mit über 10'000 Mitarbeitern betreibt in einem Dutzend Ländern des Mittleren Ostens rund 1700 Läden, verkauft via Franchise über 90 Marken wie Gap, Mango, Decathlon (Sport) oder zahlreiche Inditex-Marken, darunter Zara und Massimo Dutti. Helm sagte einem österreichischen Medium, er sehe den Job als «Once-in-a-lifetime-Chance» in einer Wachstumsregion und zum Knüpfen völlig neuer Netzwerke. Gut bezahlt soll er auch sein, und das im steuerfreien Riad. Nur auf das Glas Wein am Abend müsse er nun eben verzichten.