Der Rücktritt war keine wirkliche Überraschung: Dass der eher professorale Schweiz-Chef Axel Lehmann die UBS verlässt, hatte sich seit Längerem abgezeichnet. Die Bankerkarriere mit dem schönen Fünf-Millionen-Salär war ja für den langjährigen «Zürich»-Mann ohnehin unverhofft gekommen: Er war bei der Grossbank zunächst im Verwaltungsrat eingestiegen.

Jetzt kann er sich mit 61 Jahren wieder der VR-Tätigkeit widmen. Zudem stand die eher freudlose Arbeit des Filialabbaus bevor: Mit 270 Bankstellen gönnt sich der Marktführer noch immer ein sehr üppiges Netz. Anvisiert ist eine Reduktion auf etwa 200  Filialen.

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Diese Arbeit überlässt Lehmann seiner Nachfolgerin Sabine Keller-Busse, die jetzt beweisen darf, dass sie auch Frontgeschäft kann – im Rennen um die Nachfolge von Langzeit-Chef Sergio Ermotti hatte ihr diese Qualifikation noch gefehlt.

Keine Nachbesetzung für Schlüsselposition

Was bei der Nominierung jedoch weitgehend unterging: Ihr bisheriger Posten wurde nicht nachbesetzt. «Die Nachfolge für die Funktion des Group COO wird zu einem späteren Zeitpunkt bekannt gegeben», hiess es in der Medienmitteilung nur. Dabei handelt es sich um eine Schlüsselposition: Dem Corporate Center sind zentrale Funktionen wie IT, Operations oder HR zugeteilt, mit 30'000 Mitarbeitern zählt es fast die Hälfte der Belegschaft.

Aber es ist gerade aus Sicht der Fronteinheiten auch ein Ärgernis: Inbegriff der viel zu starken Zentralisierung. Bei seinem ersten Video an die Belegschaft wiederholte der neue CEO Ralph Hamers fast mantrahaft sein Bekenntnis zur Agilität: Schnell und marktnah entscheiden sei das Gebot der Stunde. Doch wenn er die Macht stärker an die Front verlagern will, gilt das sehr grosse Corporate Center als Bremsklotz.

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Mit einer schnellen Nachbesetzung hätte Hamers die Struktur zementiert. Das Aufbrechen hat bereits begonnen: Die HR, lange von Keller-Busse selbst geführt, rapportieren neu an ihn.

Dass er jetzt wegen des Geldwäscherei-Falls bei seinem alten Arbeitgeber strafrechtlich verfolgt wird, ist da ein herber Schlag. Die holländische Staatsanwaltschaft hatte sich mit ING vor zwei Jahren auf eine rekordhohe Busse von 775 Millionen Euro geeinigt und von einer Verfolgung des CEO abgesehen – selbst nach 25'000 Stunden Ermittlungen und intensiver E-Mail- und Telefoneinsicht fand sie kein strafbares Verhalten bei Hamers.

Strafverfahren doch aufgenommen

Der Aktionärsschützer Pieter Lakeman klagte jedoch gegen diesen Entscheid – und das Gericht in Den Haag verknurrte die Staatsanwaltschaft dazu, das Strafverfahren gegen Hamers doch aufzunehmen, obwohl keine neue Fakten vorliegen. Der Ausgang ist völlig offen. Doch für seine Umbaupläne gilt: Je radikaler er vorgeht, umso mehr Besitzstandswahrer wollen den Holländer fliegen sehen. Und da ist die Unsicherheit durch das Verfahren Gift.

Ob davon der ambitionierte Co-Wealth-Management-Chef Iqbal Khan profitieren kann, ist offen. Rein formal ist seine Macht weiter gestiegen: Er hat von Keller-Busse den Chefposten für die EMEA-Region übernommen. Doch der ist ein eher wenig beliebter Wanderpokal: Er ist vor allem aus Regulatorensicht wichtig, operative Macht erwächst daraus nicht.