Die Veröffentlichung der Jahreszahlen zum Schweizer Detailhandel hat für Verwirrung gesorgt. So sehr, dass sich das Bundesamt für Statistik (BfS) gezwungen sah, eine Stellungnahme herauszugeben. Denn kurz nachdem die BfS-Zahlen im Februar öffentlich geworden waren, legte das Marktforschungsinstitut GfK mit seinen Ergebnissen nach – mit ziemlich anderen Resultaten. Während das BfS für 2020 auf ein Null-Wachstum von 0,1 Prozent kam, machte GfK einen Rekordanstieg von 7,8 Prozent aus.

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Zustande kommt der Unterschied, weil sich GfK auf Zahlen der 40 grössten Detailhändler der Schweiz stützt, die rund 50 Prozent der Verkäufe repräsentieren. Das BfS hingegen berücksichtigt laut Stellungnahme auch die kleineren Händler, weshalb das Resultat nüchterner ausfällt, jedoch eine interessante Feststellung zulässt: Die kleinen Händler drücken die Zahlen nach unten – sie kamen folglich weniger gut durch die Krise als die grossen.

Minus 12,5 Prozentbetrug laut BfS im letzten Jahr der Umsatzrückgang im Segment Bekleidung, Apotheken, Uhren und Schmuck.


«Viele kleine Händler konnten nicht so schnell reagieren», sagt Nordal Cavadini, Handelsexperte beim Unternehmensberater Oliver Wyman. «Sie haben weniger Ressourcen, um die Sondersituation abzufedern, und haben mehr Mühe, sich online zu behaupten.» Besonders in manchen Nonfood-Segmenten habe sich der Strukturwandel dadurch zusätzlich beschleunigt, sodass es etwa Schuh- und Modeläden oder Anbieter von Accessoires noch schwieriger hätten. Und besser wird es für sie nicht. «Die Kunden haben sich jetzt an die Online-Alternativen gewöhnt», sagt Cavadini.

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Eigentlich sollten nun die Insolvenzen hochschiessen. Das ist aber dank den Härtefallgeldern nicht der Fall. Gemäss Bisnode-Zahlen gingen im Corona-Jahr 2020 nur 68 Detailhändler pleite. Im florierenden Jahr 2019 waren es 310. Die Insolvenzwelle dürfte mit Verspätung anrollen.