Die Dolmetscherkabinen abschaffen wollte das 2014 gegründete Zürcher Start-up Interprefy, als es ein Jahr später erstmals in der BILANZ vorgestellt wurde. Es ist dem Team um Co-Gründer Kim Ludvigsen und CEO Oddmund Braaten (ehemals Sunrise) gelungen. Interprefy hat die Dolmetscher in die Cloud verlegt und reduziert so die Kosten um bis zu 50 Prozent. Heute macht die Firma 13 Millionen Franken Umsatz und ist operativ profitabel. Zu den Kunden zählen Weltkonzerne wie Nestlé, Glencore, Zurich, Schindler oder Swatch, aber auch UEFA, FIFA, WHO und WTO. Kürzlich dolmetschte Interprefy im Parlament in Kopenhagen sogar Grönländisch/Dänisch.

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Damit macht sich die Firma nicht nur Freunde, speziell beim grössten Kunden, der UNO: «Die Dolmetscher dort sind heilige Kühe. Durch uns haben sie ihre Privilegien verloren», sagt Ludvigsen. Sie reisen in der Business Class um die Welt und bekommen vor der Konferenz einen Tag frei, um sich zu akklimatisieren – bei Interkontinentalreisen zwei Tage. Das entfällt, wenn sie via Cloud-Dienste von zu Hause oder dem Office aus simultan übersetzen. «Die Dolmetscher waren immer gegen uns und haben versucht, unsere Lösung zu blockieren», so Ludvigsen. «Im Reisestopp während Corona hat sich erwiesen, dass ihre Argumente nichts wert sind.» In dieser Zeit explodierte der Umsatz von Interprefy.

Nach den Privilegien drohen sie nun sogar ihren Job zu verlieren: Interprefy hat eine KI-basierte Software entwickelt, welche menschliche Übersetzer komplett überflüssig machen soll. Die Lösung namens Aviva ist bereits im Einsatz. «Sie ist genauso gut und schnell wie ein menschlicher Dolmetscher», sagt Ludvigsen. Nun sucht Interprefy Investorengelder für die Vermarktung: 5 Millionen Franken sollen es sein. Bislang sind nur Schweizer Business Angels, ein prominentes Family Office und die Mitarbeiter an der Firma beteiligt, aber keine professionellen Investoren. «Das wollen wir ändern, um das Produkt in grossem Stil auszurollen», so Ludvigsen.

Die Dolmetscher werden es nicht lustig finden.

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