Die Schweizer Fintech-Szene gibt ein starkes Lebenszeichen von sich. Das auf Impact-Investing spezialisierte Start-up Inyova hat bei einer Finanzierungsrunde rund zehn Prozent seiner Anteile an die Basler Pensionskasse Abendrot verkauft. Fünf Millionen Franken wurden dabei eingenommen. In mehrfacher Hinsicht ein bemerkenswerter Deal. «Es ist die grösste Finanzierungsrunde, die wir im Schweizer Markt seit Langem gesehen haben», freut sich Inyova-Gründer Tillmann Lang. Dies in einem Umfeld, in dem europäische Fintechs mit Fokus Nachhaltigkeit wie Cooler Futures oder Circa5000 das Handtuch warfen. Auch dass sich eine Pensionskasse an einem Finanz-Start-up beteilige, sei in der Schweiz eine Premiere. «Weil Pensionskassen risikoavers sind, ist es ein Vertrauensbeweis», sagt Lang.
Die Pensionskasse und das Start-up passen gut zusammen. Wie Inyova ist Abendrot auf Nachhaltigkeit fokussiert. Läuft es wie erhofft, wird aus der Finanzbeteiligung eine Partnerschaft. «Der neue Ankerinvestor ist für uns ein ganz grosser Schritt nach vorne. Was ein gemeinsames Angebot im Markt angeht, ist noch nichts beschlossen, aber wir haben viele Ideen», sagt Lang.
Inyova erhofft sich von Abendrot Zugang zu neuen Kunden. Werde etwa das Geld aus der Pensionskasse als Kapital ausbezahlt, könne die Weiterveranlagung über Inyova erfolgen. Das Potenzial ist gross. Mit 15'000 Versicherten und Anlagen von drei Milliarden zählt Abendrot zu den grösseren Pensionskassen der Schweiz.
Abendrot wiederum profitiere von Inyovas Expertise als Impact-Investor. Und das sowohl bei der Bewirtschaftung nachhaltiger Wertschriftendepots als auch bei der wirksamen Ausübung von Aktionärsrechten. So steht Inyova etwa mit Firmen wie Zurich Insurance in Sachen Nachhaltigkeit in einem intensiven Austausch.
Inyova ist mit demselben Angebot seit 2021 in Deutschland aktiv. Nach einer explosiven Wachstumsphase in den Jahren 2020 und 2021 mit monatlichen Zuwächsen von 20 bis 30 Prozent schlief die Expansion infolge Ukraine-Krieg und Zinswende etwas ein. Die Wachstumsraten gingen auf rund drei Prozent im Monat zurück.
Nicht zuletzt mithilfe des neuen Ankerinvestors soll sich das Tempo wieder beschleunigen. Läuft es wie erhofft, sollen sich die Assets binnen zwei Jahren von 300 auf 600 Millionen verdoppeln. Ab diesem Niveau werde dann auch die Gewinnzone erreicht. «Wir haben einige gute Bälle im Spiel. Mittelfristig ist die magische Milliarde unser Ziel», sagt Lang.