Keine festlichen Bälle und keine Touristen in Zeiten der Pandemie, und «dank» Putin auch keine zurückgekehrte Lust auf schönes Shopping: Grosscouture, ein sicherer Wert für edlen, aber «casual» interpretierten italienischen Chic für Damen und Herren direkt beim Paradeplatz, musste das Geschäft schliessen.
Inhaber Roberto Quaglia wollte und konnte die enormen Mietkosten nicht länger tragen und dislozierte an den Weinplatz 3, wo er nun im wunderschönen «Pastorini»-Haus residiert. Fläche hat er hier fast genauso viel, aber «wir zahlen erheblich weniger Miete», sagt Quaglia; genauer möchte er nicht werden, wohl auch mit Rücksicht auf die Eigentümer der Liegenschaft an der Bahnhofstrasse, mit denen er sich immer gut verstanden habe.
Offenbar zeigte sich die Verwaltung des Hauses aber in den Krisenzeiten wenig einsichtig für die Nöte eines Händlers, dem die Hälfte der Umsätze wegbrach. Quaglia verschaffte den Eigentümern dennoch eine perfekte Nachfolgelösung: Er selbst kümmerte sich um einen angemessenen Nachmieter und rief Brunello Cucinelli an, Italiens aufstrebenden Kaschmir-König.
Dessen Brand, bisher in Zürich mit einer Shop-in-Shop-Fläche im Warenhaus Jelmoli präsent, passt wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge an den Top-Standort zwischen Loro Piana und Trois Pommes von Trudie Götz: einfache T-Shirts ab 300 Franken, Kaschmir-Anzüge für 7000 Franken und mehr; solche Gewänder möchten sich nicht (nur) im Kaufhaus präsentieren.
Den Mietzins, der gemäss der Einschätzung eines Immobilienexperten merklich oberhalb einer Million Franken pro Jahr liegen dürfte, kann Signor Cucinelli daher ganz ohne Probleme zahlen.
Quaglia versorgt seine Kundschaft, darunter zahlreiche Stammkundinnen und -kunden, mit Markenlabels, Abendkleidern und Massfertigung nun gemeinsam mit Sohn Gian-Marco Quaglia, der als vierte Generation in die Familienfirma eingetreten ist.