Der Aufschrei in Zürich war gross, als bekannt wurde, dass Jelmoli schliessen wird. Die Besitzerin, die Immobiliengesellschaft Swiss Prime Site, wollte das Traditionshaus nicht mehr länger betreiben. Ursprünglich hiess es, das Warenhaus werde Ende 2024 seine Tore schliessen. Doch es geht in die Verlängerung.

Reto Braegger, CEO von Jelmoli, sagt gegenüber BILANZ, dass Jelmoli erst Ende Februar schliessen werde. Das hat einen grossen Vorteil: «Wir werden das Potenzial des Weihnachtsgeschäfts noch voll ausschöpfen können», so Braegger. Vor den Feiertagen wolle man Jelmoli nochmals würdig inszenieren. Durch die Verlängerung kann das Warenhaus bis Ende Dezember für die umsatzstärkste Zeit des Jahres auf allen sechs Stockwerken geöffnet bleiben – inklusive Drittmietern eine Verkaufsfläche von fast 25'000 m2.

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Schlussspurt CEO Reto Braegger will Jelmoli für Weihnachten noch ein letztes Mal richtig ­inszenieren.

Schlussspurt: CEO Reto Braegger will Jelmoli für Weihnachten noch ein letztes Mal richtig inszenieren.

Quelle: PR

Danach wird das Kaufhaus schrittweise heruntergefahren. Ab Januar läuft der Betrieb nur noch auf drei Stockwerken. Geöffnet bleiben der Foodmarket und der Beauty-Bereich. Beide sind von Liquidationsverkäufen weitgehend ausgeschlossen. Im übrigen Sortiment dürfte die Kundschaft dann aber zahlreiche Schnäppchen finden. Was im alten Jahr nicht verkauft wurde, kommt mit grossen Abschlägen in die Regale. Doch es gibt auch Ausnahmen: Luxusbrands werden laut Braegger grösstenteils nicht liquidiert. Die Artikel gehen zurück an die Hersteller oder kommen in die Mono-Brand-Stores der Edelmarken.

Dass Jelmoli den Betrieb bis zum Schluss aufrechterhalten kann, war bei der Ankündigung der Schliessung Anfang 2023 alles andere als klar. «Einige in der Branche sagten voraus, dass wir wichtige Marken verlieren werden und wegen Personalmangels vorzeitig schliessen müssen. Das ist nicht passiert, im Gegenteil», sagt Reto Braegger. So sind keine prestigeträchtigen Marken frühzeitig ausgestiegen. Die Kundschaft soll noch möglichst lange ein ungetrübtes Einkaufserlebnis haben und gar nicht spüren, dass das Ende bevorsteht. Allerdings wird ein «Final Sale» von vielen Artikeln bereits Ende Oktober beginnen.

Die Geschichte des Warenhauses reicht bis ins Jahr 1897 zurück, als Franz Anton Jelmoli am heutigen Standort ein grosses Glashaus erbauen liess und zwei Jahre später eröffnete. Im Zenit betrieb die Jelmoli-Gruppe zahlreiche Warenhäuser und Restaurants in der ganzen Schweiz und beschäftigte über 5000 Mitarbeitende. Zuletzt blieb nur das Stammhaus in Zürich mit rund 850 Angestellten.

Auch in Zukunft wird wieder ein Warenhaus an der Seidengasse gleich neben der Bahnhofstrasse die Kundschaft bedienen – allerdings erst nach einer längeren Pause. Die Warenhauskette Manor wird voraussichtlich 2027 ins Jelmoli-Haus einziehen. In der Zwischenzeit findet ein grosser Umbau statt. Swiss Prime Site hatte angekündigt, über 100 Millionen Franken zu investieren. Manor wird allerdings im Gegensatz zu Jelmoli nur drei Stockwerke auf rund 13'000 m2 betreiben. Zuvor hatte Manor in Zürich selber die Segel streichen müssen und das Gebäude an der Bahnhofstrasse Anfang 2020 verlassen, weil die Besitzerin Swiss Life den Mietzins stark erhöhen wollte.

Über die Rückkehr des zur Genfer Maus Frères Holding gehörenden Unternehmens freut sich auch das Gewerbe. Ein Warenhaus belebt die Innenstadt.