Dass Nationalbank-Vize Fritz Zurbrügg die volle Amtszeit nicht ausschöpfen würde, war offensichtlich: Zwar war der 61-Jährige erst vor einem Jahr zusammen mit dem gesamten Direktorium für eine neue Sechs-Jahres-Periode bis 2027 bestätigt worden. Doch er hätte vor deren Ablauf die Pensionsgrenze erreicht. Dass er seinen Abschied jedoch bereits Anfang Dezember verkündete und Ende Juli 2022 ausscheidet, kam dann doch überraschend.
Seine Herzoperation war da kaum der Grund. Denn anders als bei den Grossbanken sind die Direktoriumsmitglieder nicht der täglichen Finanzmarkthektik ausgesetzt. Die Nationalbank hat seit sechs Jahren ihr wichtigstes Instrument, die Leitzinshöhe, nicht mehr verändert. Und auch sonst gilt sie als sehr konservativ. Ob Staatsfonds, Direktoriumsvergrösserung oder Protokoll-Offenlegung: Stets sagen die Währungshüter Nein.
Der Grund für den Abschied ist wohl eher darin zu suchen, dass der angesehene Zurbrügg noch mal etwas anderes anpacken möchte – und lukrative VR-Angebote dürften den ehemaligen Leiter der Eidgenössischen Finanzverwaltung sicher erreichen. Und er leistet auch einen Dienst an der Behörde. Denn dass der Vize drei Jahre älter ist als Vorsteher Thomas Jordan, war ein Malus für die Planung – als Jordan-Nachfolger fiel er schon immer aus.
Zwar lässt «Big Thomas», auch er gerade von einer Herzoperation genesen, keine Amtsmüdigkeit erkennen. Aber die Nachfolgeplanung intensiver anzugehen, liegt nach den zwei Operationen im Interesse des Bankrats unter Präsidentin Barbara Janom Steiner.
Dabei ist die Frauenfrage von besonderer Bedeutung. Denn der Aufstieg von Andréa Maechler ist vorgespurt: Die ehernen SNB-Rituale besagen, dass die bisherige Leiterin des dritten Departements quasi automatisch auf Zurbrüggs Vize-Posten nachrückt und die Leitung des Berner Sitzes übernimmt. Dass der Nationalbank letztes Jahr vom Onlineportal «Republik» Frauendiskriminierung vorgeworfen wurde, stärkt zudem Maechlers Stellung. Der Bankrat bildete sogar eine eigene Arbeitsgruppe zu dem Thema.
Eine Nichtberufung Maechlers zur Vizepräsidentin wäre ein Affront. Und dann wäre die 52-Jährige auch als Jordan-Nachfolgerin gesetzt.
Ob Maechler allerdings wirklich die Präsidentenrolle ausfüllen könnte, ist umstritten. Sie stiess aus der dritten Reihe des IMF zur SNB und deckt als Genferin auch die Romandie ab. Den breiten Rucksack Jordans bringt die Quereinsteigerin nicht mit. Als Alternative wurde schnell die Ökonomieprofessorin Beatrice Weder di Mauro genannt. Doch sie ist 56 Jahre alt.
Intern drängt ein Mann nach: Von den drei Stellvertretern im Direktorium kommt altersmässig nur der 46-jährige Martin Schlegel in Frage. Ein Mann nach Jordans Gusto: Seit 18 Jahren dabei – und sein Stellvertreter im ersten Departement.