Eine Personalie im Reich des Logistik-Magnaten Klaus-Michael Kühne gibt zu reden: Karl Gernandt, einer von Kühnes höchsten Unterhäuptlingen, gibt sein Doppelmandat in Kühnes Beteiligungsholding auf und behält dort nur sein Präsidentenamt; den CEO-Job übernimmt ein alter Bekannter: Dominik de Daniel, der 2006 im zarten Alter von 29 Jahren als Finanzchef zum weltgrössten Arbeitsvermittler Adecco gestossen war. Spekuliert wird, Gernandts Teilrückzug könnte eine Art Strafe für das missglückte Engagement der Kühne Holding bei der Signa-Gruppe von Immobilienzauberer René Benko sein – und entsprechend ein Machtzuwachs für den anderen starken Mann bei Kühne, Jörg Wolle. Er führt als Präsident den Logistik-Konzern Kühne+Nagel, das mit Abstand wichtigste Investment Kühnes, dessen Wertzuwachs der Milliardär die Anschwellungen seines Vermögens zu verdanken hat. Hintergrund der Spekulationen ist, dass der 86-jährige, kinderlose Kühne öffentlich dazu schweigt, wie seine Nachfolge aussehen soll. Klar scheint bisher nur, dass sein Vermögen an seine Kühne-Stiftung übergehen soll. Doch wer diese dereinst führen wird – dazu schweigt Kühne.

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Dass Gernandt den CEO-Posten der Holding abgab, sei keine Sanktion durch Kühne; das habe auch der Milliardär selbst bestätigt, so ein Insider. Vielmehr sei die Initiative von Gernandt ausgegangen; offenbar wollte er, 63 Jahre alt, ein wenig vom mühsamen operativen Geschäft abtreten. Er hält ja neben dem Holding-Amt weitere Mandate: in den Aufsichtsräten der Kühne-Beteiligungen Lufthansa und Hapag-Lloyd, ist zudem Wolles Vize im Board des Logistikers Kühne+Nagel.

Es gibt aber auch Einzelstimmen, die von einer Abberufung durch Kühne wissen wollen: Weil Gernandt im Aufsichtsrat zweier Benko-Vehikel sitzt und in dieser Rolle mit Klagen gegen ihn zu rechnen sei, fürchte Kühne Reputationsschäden für die Holding. Gegen diese Theorie spricht: Gernandts Teilrückzug, Chairman der Holding bleibt er ja, eliminiert das Risiko nicht.

Dass Gernandt wie auch Wolle Ambitionen auf die Führung der Stiftung haben, gilt als sicher – nicht aber, dass sich beide darum einen Zweikampf liefern. Sie hätten sich arrangiert und kämen miteinander aus, sagt ein Kenner. Gernandt sei schon lange in der Holding aktiv, Wolle habe auf das Klein-Klein im Beteiligungsmanagement keine Lust und optimiere lieber die Strategie des Logistik-Konzerns.

Im Rat der Stiftung sitzen zudem weitere Kandidaten für deren Führung: Der Anwalt Thomas Staehelin und sein Sohn Tobias aus der Schindler-Besitzerfamilie oder der frühere Hamburger Finanzminister Wolfgang Peiner, ein Vertrauter Kühnes, der aber selbst bereits 80 Jahre alt ist