Putzroboter halte ich persönlich für eine ausgesprochen nützliche Gadgetkategorie. Gerade in Altbauwohnungen tun sich die motorisierten Helfer aber schwer: Türschwellen sind für sie in der Regel ein unüberwindbares Hindernis. Ich hab in meiner (Nicht-Altbau-)Wohnung nur eine Schwelle und mir für diese bei Helpyourrobot.de schon vor Jahren eine Rampe massanfertigen lassen. Seither fräsen immer mal wieder andere Roboter durch unser Zuhause.
Marc Kowalsky ist ein Early Digital Immigrant: Seit über 35 Jahren fühlt er den neusten IT-Produkten auf den Zahn.
Der chinesische Anbieter Dreame hat nun einen anderen Ansatz für das Schwellenproblem: Der X50 Ultra Complete fährt bei Bedarf zwei Beine aus, mit denen er Hindernisse von bis zu maximal sechs Zentimetern Höhe einfach überklettert. Gute Haltungsnoten bekommt er zwar nicht für seinen Pas de deux (er geht mit einem Bein voran und zieht dann das zweite nach), aber es funktioniert. Auch sonst ist das Gerät sehr gut ausgestattet: Es kommt ein riesiges Pack, «>20 kg», warnen die neongelben Aufkleber, und die Basisstation ist monströs. Dafür kann der X50 aber auch viel: Er erkennt selber, ob er den Boden saugen (Teppich) muss oder feucht wischen – oder beides. Er versorgt sich an der Basisstation selber mit Frischwasser, deponiert dort Schmutzwasser und den Inhalt des Saugbeutels, reinigt, desinfiziert und trocknet die Wischmopps. Die Putzresultate sind gut, auch weil die KI den Verschmutzungsgrad des Bodens erkennt und zur Not mehrmals putzt. Zudem fährt der X50 die Seitenbürste und den Wischer am Heck bei Bedarf aus und kommt so auch in die Ecken. Dank der Kamera kann man auf der App den Putzvorgang aus Roboterperspektive live mitverfolgen – das hat durchaus Unterhaltungswert. Die App bietet umfangreiche Funktionen, ist aber noch nicht ganz stabil. Was mir gefällt: Verbrauchsmaterial en masse wird gleich mitgeliefert.
Der X50 navigiert und kartografiert lautlos und flink, das Saugen ist dann aber gut hörbar und deutlich weniger speditiv. Er erkennt dank Kamera und Lidar Hindernisse ab einer gewissen Höhe zuverlässig, verhedderte sich bei mir nicht in Kabeln, stiess nicht gegen Möbelstücke. Den Bettvorleger schob er aber einfach weg. Und die Spiegelwand brachte ihn immer wieder aus dem Konzept, speziell wenn es dunkel war und er den Bordscheinwerfer einstellen musste. Von den Schlittenbeinen unserer Sessel hielt er respektvoll Abstand, obwohl sie, flach, wie sie sind, eigentlich kein Hindernis sein dürften, und unter das Sofa traute sich das Gerät gar nicht: Der Roboter fuhr zwar sein Lidar ein, um sich zu ducken (was es angesichts der Höhe des Möbelstücks gar nicht gebraucht hätte), tastete sich schüchtern wenige Zentimeter unter das Sofa, rettete sich dann aber schnell wieder ins Freie. Die KI werde das mit der Zeit lernen, heisst es bei Dreame dazu. Danke, aber ich will keine Bananaware, die erst beim Kunden reift.
Fazit: Der X50 ist derzeit wohl der kompletteste Putzroboter – zu einem entsprechenden Preis. An der KI-Software darf Dreame aber noch arbeiten.
★ Technoschrott ★★ verzichtbar ★★★ nice to have ★★★★ cool ★★★★★ wegweisend