Eigentlich war die Logik des Moves nie wirklich ersichtlich – was sollte Lukas Ruflin, der als CEO krachend gescheitert war, der Firma im Verwaltungsrat denn bringen? In seinen knapp sieben Jahren als CEO ist der Kurs um 63 Prozent abgestürzt, der einst dreistellige Millionengewinn auf knapp sechs Millionen geschrumpft, das Vertrauen am Boden nach Skandalen und einer Bestrafung durch die Finanzaufsicht wegen massiver Verletzung der Risikomanagementpflichten – nicht eben eine Empfehlung für einen Job. Als Führungsfigur war der Mitgründer zudem bereits seit letztem Sommer kaltgestellt, als sein Abgang als CEO angekündigt wurde, «sobald eine Nachfolge ernannt ist». Es ging dann allerdings bis am 6. Februar, bis mit Christian Spieler endlich ein neuer CEO aus dem Sack gezaubert wurde.
Zeitgleich mit der Ankündigung des CEO-Wechsels hatte Leonteq im Sommer auch verkündet, dass Ruflin, mit 8,8 Prozent zweitgrösster Aktionär, in den VR wechseln werde, voraussichtlich im März 2025. Ruflin konnte sich dabei auf ein Recht berufen, das ihm vertraglich schon vor langer Zeit zugesichert worden war. Hintergrund ist eine Passage im bestehenden Aktionärsbindungsvertrag mit Grossaktionär Raiffeisen, der 29,7 Prozent hält. Der Vertrag war im November 2015 angepasst worden, als Mitgründer Michael Hartweg ausstieg und seine Aktien an Raiffeisen verkaufte. Das Papier garantiert den Gründungspartnern einen Sitz im VR, falls gewünscht.
Doch in der Zwischenzeit erodierte die Bereitschaft für einen solchen Schritt offenbar auf breiter Front: die schlechten Geschäftszahlen und der Gewinneinzug durch die Finma machten jüngst wohl allen klar, dass die Zeit für eine echte Remedur gekommen ist. So haben die beiden grossen Aktionäre, Raiffeisen und Investor Rainer-Marc Frey – er hält 6,2 Prozent – sich gegen einen solchen Wechsel gestemmt, wie sowohl aus dem Umfeld von Raiffeisen als auch von Frey bestätigt wird. Der VR unter Präsident Christopher Chambers konnte Ruflin offenbar davon überzeugen, trotz juristisch gültigem Vertrag auf den VR-Posten zu verzichten. Ein Argument war offenbar auch, dass der Vertrag nur noch bis am 31. Dezember 2025 laufe und er daher nach nur einem Jahr wieder aus dem Gremium herausspediert werden könne.
Ruflin selbst gibt im Pressecommuniqué an, dass sich nach Meetings des Managements mit Investoren gezeigt habe, dass eine «Cooling-off-Periode» erwartet würde. «Um jegliche Kontroverse im Zusammenhang mit meiner Kandidatur zu vermeiden, habe ich den Verwaltungsrat darüber informiert, dass ich bei der kommenden Generalversammlung nicht zur Wahl antreten werde.»