Bei jeder Zepterübergabe ist es Brauch, die grossen Fussstapfen zu erwähnen, welche der Scheidende hinterlässt und die der Nachfolger nun ausfüllen muss. Für Martin Schlegel, Noch-Vizepräsident des Direktoriums der Schweizerischen Nationalbank (SNB), dürften sich die Spuren von Thomas Jordan aber tatsächlich riesig anfühlen – schliesslich gilt dieser als Star der Notenbank-Welt. Diesen Ruf erarbeitete sich Jordan unter anderem durch die Wahrung der Preisstabilität: Während die Inflationsraten nach dem Corona-Ausbruch im Euro-Umland teilweise zweistellige Werte erreichten, überschritt sie hierzulande nie 3,5 Prozent.
Dennoch kann sich Schlegel, der wie sein Vorgänger auf eine jahrzehntelange Karriere bei der SNB zurückblickt, nicht auf dessen Lorbeeren ausruhen. Das Handling der CS-Krise gehört zu den Kritikpunkten, die nachhaltig am Ruf des abtretenden Präsidenten kratzen. Dieses Erbe wird auch Schlegel beschäftigen: Der Koloss UBS stellt für den hiesigen Finanzplatz ein veritables Klumpenrisiko dar, das die SNB-Spitze im Auge behalten muss. Ferner werden die angespannten Bundesfinanzen sowie die wachsenden Schuldenberge wichtiger EU-Mitgliedstaaten Schlegel auf Trab halten. Langweilig dürfte es dem 47-jährigen Zürcher also kaum werden.