Die Geschäftsidee?
Anlagenteile wie Getriebe oder Wälzlager produzieren Frequenzmuster, wenn ein Defekt vorliegt. Wir messen diese Signale bei Maschinen, werten die Daten automatisiert aus und schätzen die Restlebensdauer. Wir bieten ein Sorglos-Paket aus einer Hand vom Sensor zum Diagnose-Abo.
Wie ist sie entstanden?
Auf einer Zugfahrt 2013 kam, nach der Lektüre eines Berichts von U-blox über das Internet of Things, die Idee, Schwingungsdaten von Maschinen zu analysieren.
Warum der Name?
Dahinter steht die Idee, Mechanical (Engineering) und Data Mining zu verknüpfen.
Woher stammt das Startkapital?
Die Gründer haben Erspartes investiert, bis man Gewinne reinvestieren konnte.
Womit erzielen Sie die Umsätze?
Aus dem Verkauf der eigenen Datenakquise-Hardware, dem Handel mit Sensorik, steigenden Abogebühren und aus Dienstleistungen wie Troubleshooting. Eine Lizenz für unsere Technologie konnten wir auch schon verkaufen.
- Website: www.mechmine.com
- Gegründet: Juni 2014
- Gründer: Rudolf Tanner (53), Managing Director; Peter Frei (57), IPR Officer; Christine Tanner (58), Chief Scientist
- Firmensitz: Azmoos SG
- Anzahl Mitarbeitende: 5
- Umsatzziel für 2022: >500'000 Fr.
- Profitabel seit: 2020/21
Die Vision?
Wir wollen international die Referenz bei der automatischen Diagnose von Maschinendefekten sein. Jeder in der Branche soll uns kennen und schätzen!
Die grosse Stärke?
Wir verbinden Maschinenbau mit maschinellem Lernen (KI), um Defekte früher und sicherer zu erkennen als andere. Wir arbeiten mit international ausgewiesenen Schwingungsexperten zusammen, die ihr Wissen einbringen, und betreiben eigene Prüfbänke, um Daten zu generieren.
Die grösste Herausforderung?
Der Mangel an relevanten Daten zur Entwicklung von Algorithmen, die auch noch robust sind. Den Kunden den Mehrwert unseres Systems gegenüber günstigen IoT-«Summenwert-Sammlern» verständlich machen, bevor sie den Glauben an Predictive Maintenance verlieren.
«Mechmine verfügt im Branchenvergleich über ein sehr erfahrenes Gründerteam, das bisher nicht auf Finanzierungsrunden und einen grossen Mitarbeiterstab angewiesen ist. Das projektbasierte Geschäftsmodell und die grosszahlige Unterlegung mit Daten für die Predictive Maintenance sind allerdings kritische Erfolgsfaktoren für das zukünftige Wachstum und den Wettbewerb gegen die grossen Systemanbieter. Offen bleiben die Wachstumsambitionen des Gründerteams.»
Die «Startup Navigator»-App des Institute of Technology Management der HSG unter Prof. Dietmar Grichnik vergleicht erfolgsrelevante Faktoren des Start-ups mit dem Branchenschnitt. Zum Download.
Der bisher grösste Erfolg?
OEMs als Kunden gewinnen; ein Getriebebauer hat unsere Technologie lizenziert, und ein Aufzugshersteller setzt unser System für seine Maschinen ein. Zudem die Partnerschaft mit der Montalpina AG.
Das Überraschendste bisher?
Entgegen aller BWL-Theorie scheinen sich die Interessenten nicht um ROI, NPV oder TCO zu kümmern, sondern dass man Defekte frühzeitig erkennen kann, weil Versuche mit kostengünstigen smarten Sensoren die Erwartungen nicht erfüllten.
Der nächste Schritt?
Wir suchen einen Investor oder Businesspartner, um das Füllen der Verkaufspipeline massiv zu beschleunigen. Parallel dazu entwickeln wir einen neuartigen und industrietauglichen Sensor zusammen mit einem norddeutschen Partner.
«Beweisführung fehlt»
«An Predictive Maintenance wird seit 15 Jahren gearbeitet, es gibt schon viele Firmen. Auch die Grossindustrie wie ABB, Schneider oder Sulzer bietet Lösungen in diesem Bereich. Diese grossen Brands geniessen einen Vertrauensvorschuss. Als Start-up dagegen anzutreten, ist schwierig, wenn man nicht mit etwas Brandneuem auf den Markt kommt.
Mechmine hat spannende Leute vom Fach im Managementteam und im VR, das wirkt sehr solide. Die Firma ist auch technologisch stark aufgestellt, das belegt der Einsatz in den verschiedensten Kundenprojekten. Die sehen spannend und nicht schlechter aus als andere – mir fehlt aber die Beweisführung, dass sie besser sind als andere. Denn den Unterschied macht das maschinelle Lernen. Aber das ist eine Blackbox – von aussen ist schwer zu sagen, wer technologisch überlegen ist. Deshalb muss man die Kunden immer erst zu einem Pilotprojekt überreden, das macht den Vertriebsprozess langsam und aufwendig. Eigentlich könnte Mechmine so weitermachen wie bisher, aber ohne externe Finanzierung kann die Firma den Vertrieb nicht so schnell verstärken wie gewollt und demzufolge auch nicht so schnell skalieren. Ich würde der Firma aber raten, sich lieber nicht durch VCs zu finanzieren, sondern durch Privatinvestoren vom Fach. Die ticken anders.»
«Hat Hand und Fuss»
«Das Thema Predictive Maintenance ist gross, denn die Kosten für Downtime sind immens. Die bisherigen Lösungen taugen nicht besonders viel, da besteht also ganz klar ein Bedarf. Es tummeln sich auch schon viele Start-ups in diesem Bereich, aber die sammeln primär nur spezifische Daten. Einen holistischen Ansatz wie Mechmine verfolgt niemand: Die Firma entwickelt eigene Hardware, eigene Software und verfügt über ein eigenes Labor. Das hat Hand und Fuss – eine klare USP! Auch die Leute sind sehr kompetent und inhaltlich überzeugend.
Mechmine ist bereits break-even, das ist nicht typisch. Die grosse Schwäche ist das Thema Sales: Die Firma ist aktuell eher nach innen gerichtet. Kulturell gibt es da noch einiges aufzuholen. Man müsste massiv in Leute investieren, links und rechts Personal einstellen, gerade im Sales-Bereich, und dann internationalisieren. Denn bisher wird der Umsatz hauptsächlich mit Consulting erzielt, das bekommt man kaum skaliert. Mechmines Vision ist es, der Goldstandard bei der Maschinenüberwachung zu werden. So breit, wie die Firma aufgestellt ist, wird das wegen der hohen F&E-Ausgaben extrem kapitalintensiv. Fragt sich also, ob sich das rechnet – oder ob Mechmine sich nicht lieber stärker fokussieren sollte.»