Die Verhältnisse in Deutschland sind wiederhergestellt.Oder besser: die Marktaufteilung der Hersteller, jetzt auch im Elektrofach. Porsche baut die Sportler-Stromer Taycan mit Spitzengeschwindigkeit bis zu 260 Stundenkilometern und Porsche-typischer Karosserie mit vielen gewölbten Flächen. Audi verkauft Elektriker-SUVs mit sportlichem Anspruch und das Taycan-Schwestermodell RS e-tron GT, das kaum langsamer surrt, aber im Design aggressiver daherkommt, im Innenraum dafür weniger futuristisch. BMW tastet sich, etwas verspätet, an den eigenen Markenkern der herausragenden Fahrwerke heran mit den ersten Strom-SUVs aus München.

Und Mercedes hat nun wieder einen echten Sternenkreuzer im Angebot, einen Sheriff teutonischen Autobaus: den Stromer-Bruder der legendären Fabrikanten-Limousine namens S-Klasse – den EQS. Grösse ist Trumpf, nicht nur bei der Pressemitteilung zum Fahrzeug, die dank Kapiteln wie «Die 15 grössten Innovationen» oder «Innovative Ästhetik im unverwechselbaren Purpose-Design» gigantische 73 Seiten umfasst, sondern auch bei den Abmessungen: 5,22 Meter Länge und fast 108 Kilowattstunden Energieinhalt der Batterie und damit vor dem Start über 600  Kilometer Reichweite auf dem Screen; wo liest man so was schon?

Und dann der Bildschirm an sich: Das Teil nennen die Stuttgarter Marketing-Flötisten zu Recht «Hyperscreen». Es zieht sich über die ganze Breite, von der A-Säule (also der Strebe vom Kotflügel zum Dach) zur A-Säule beim Beifahrer; drei Screens verschmelzen unter einem Deckglas.

 
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Der Testfahrer

Dirk Ruschmann fährt seit 25 Jahren Auto. Er schreibt über Unternehmen, Manager, Autos und andere bewegliche Teile.

Von der A-Säule zieht sich das Dach in einem einzigen weiten Bogen ans Heck, das schafft nicht nur innen riesigen Raum, es hilft auch, den Luftwiderstand zu verringern. In dieser Disziplin ist der futuristische EQS Weltmeister der Serienfahrzeuge.

Ein Unikum ist auch die weit einschlagende Hinterachslenkung. Sie macht das Schiff mit seinen 2,6 Tonnen Leergewicht  erstaunlich und erfreulich wendig. Dazu kommen viele weitere Assistenz- und Sicherheitssysteme, so lassen sich die Hecktüren ferngesteuert von vorne öffnen, etwa um Kinder einsteigen zu lassen – typisch für Daimlers Komfort-Anspruch: Ein Fabrikant will nicht aussteigen müssen, wenn er schon persönlich beim Kindergarten vorfährt.

 Mercedes-AMG EQS 53 4MATIC+

Mercedes EQS:  108 Kilowattstunden Energieinhalt der Batterie und damit über 600  Kilometer Reichweite.

Quelle: PD

Und wie fährt das Ganze nun? Tja: beeindruckend. Die Aussenwelt herausgedämmt, rollt man in himmlischer Ruhe dahin. Länge läuft bekanntlich, der Radstand beträgt monströse 3,21 Meter. Die Luftfederung tut das Ihrige dazu. Galopp und Antritt gelingen auch. Im Segment Strom-Transporter für Bosse setzt der EQS eine neue Benchmark.

Mercedes EQS

Antrieb: Batterie mit 107,8 kWh Energie 

Reichweite: bis 676 km (WLTP) 

Leistung: 523 PS (385 kW) 

0–100 km/h: 4,3 s 

Vmax: 210 km/h 

Preis: EQS 580 4 Matic ab 165'400 Fr.