Nicht einmal im eigenen Haus ist man offenbar von den Produkten der Migros-Tochter SportX überzeugt. Darauf deutet das Angebot von Digitec Galaxus hin. Das erfolgreiche Onlinewarenhaus des orangen Riesen verkauft vom Turnschuh bis zum Velosattel Tausende von Sportutensilien: vom französischen Sportriesen Decathlon. Rund 21 000 Artikel biete Decathlon bei Digitec Galaxus an, sagt ein Galaxus-Sprecher. Vom Schwesterunternehmen SportX führe man dagegen nur «einzelne Artikel».

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Das zeigt die Misere, in der die Fachmärkte der Migros stecken. Die Kundschaft besucht die Läden immer weniger und kauft stattdessen online ein. In den Webshops schaffen es die Formate aber nicht, sich gegen die Konkurrenz durchzusetzen. Das Geschäft läuft auch in anderen Bereichen schlecht. Neben SportX verkauft der Detailhändler Micasa-Möbel, Heimwerkerbedarf mit den Marken Do it und Obi und Elektronikartikel von Melectronics. 2023 schrumpfte der Umsatz der Fachmärkte zum Vorjahr auf 1,5 von 1,6 Milliarden Franken. Im Vergleich zu 2021 beträgt das Umsatzminus rund 13 Prozent. Damit dürfte der Bereich rote Zahlen schreiben.

Nun überlegen sich die Migros-Verantwortlichen, die Reissleine zu ziehen. Die Schliessung einzelner Formate steht offenbar zur Debatte. «Der Verwaltungsrat der Fachmarkt AG verfolgt die Zielsetzung, bis Mitte 2024 die Rolle oder Zukunftsfähigkeit jedes Fachmarkt-Formates abschliessend beurteilt zu haben», sagt ein Migros-Sprecher. Kommt man zum Schluss, dass gewisse Aktivitäten keine Zukunft haben, müssen die Migros-Manager demnach hart durchgreifen . Allen voran Mario Irminger. Der Chef des Migros-Genossenschafts-Bundes (MGB) sitzt im Fachmärkte-Verwaltungsrat. Die Fachmärkte stünden «auf dem Prüfstand», sagte er in einem «Blick»-Interview. Die jüngsten Personalien in diesem Bereich verkündet die Migros nur noch intern. Als Nachfolger von Fachmärkte-Chef Patrik Pörtig, der trotz bescheidenem Erfolgsausweis bei der Migros zum neuen Geschäftsleiter der Migros-Genossenschaft Zürich aufsteigt, wurde Peter Schmid ernannt. Schmid tritt im März an. Er leitete bisher Melectronics, wo bereits zahlreiche Filialschliessungen bekannt gegeben wurden. Die Migros sucht nun mit Melectronics-Shops in grossen Supermärkten den Erfolg. In der Branche sorgt das für Unverständnis. «Stationäre Läden für Elektroartikel müssen gut sichtbar an zentralen Lagen stehen, um auch Laufkundschaft anzuziehen», sagt der Manager eines Konkurrenten und fügt hinzu: Wenn man die Shops in einer Ecke des Supermarktes verstecke, funktioniere das nicht.

Bei SportX hat Ophélie Döbler nach rund zwei Jahren an der Spitze das Unternehmen im November bereits wieder verlassen. Bislang hat die Migros mit Christian Gerlach als Nachfolger lediglich einen Chef ad interim berufen. Die serbelnden Fachmärkte werfen ein schlechtes Licht auf die Migros-Genossenschaften. 2020 übernahmen sie die Kontrolle über das Geschäft, das zuvor unter den Fittichen des MGB stand. Mit der damals gegründeten Fachmarkt AG versprachen sie «mehr Effizienz und Flexibilität». Organisatorisch war das eine Art Vorläuferin der seit Anfang dieses Jahres bestehenden Supermarkt AG unter der Leitung von Peter Diethelm. Er war zuvor Vizepräsident der Fachmärkte AG. Auch mit dem neu organisierten Supermarkt-Geschäft verspricht die Migros «effektivere Leistungen». Vielleicht klappt es diesmal.