Ich gestehe: Ich bin ein Kurvenfetischist. Okay, jetzt ist es raus. Bevor Sie mir die rote Sexismus-Karte zeigen: Mir geht es nicht um körperliche Aspekte, sondern um die Krümmung der Strasse. Und nicht ums Wo, sondern ums Wie und Womit. Genauer gesagt: Ich interessiere mich weniger dafür, wie schnell jemand Motorrad fährt, sondern wie schön. Leuten, die schön fahren, schaue ich gern zu. Und das zeigt sich – nicht nur, aber deutlich – am Fahrstil in der Kurve.
Seit bald einer Stunde fahre ich jetzt schon hinter einem Motorrad her. Die Strasse schlängelt sich einem Bächlein entlang durch ein Tal. Die Kurven folgen seinem Lauf, sind mal enger, mal weiter. Genau, was der Arzt verschrieben hat. Dann windet sich die Strasse durch ein Waldstück und schraubt sich hügelan und hügelab. Das Motorrad vor mir fährt «eine gute Linie», wie wir Motorradfahrer sagen.