Josef Ackermann ist stolz auf seine lange Karriere. Er hat im März seine Autobiografie veröffentlicht, wo allerlei Mächtige der Welt den ehemaligen Chef der Deutschen Bank, die er von 2002 bis 2012 operativ führte, als brillanten Banker schildern dürfen. Bei seinem ehemaligen Arbeitgeber herrscht weniger Frohmut: Nur einen Tag nach der Verkündung des – erfreulichen – Quartalsergebnisses Ende April musste die Bank bekannt geben, dass sie 1,3 Milliarden Euro für eine drohende Zahlung an frühere Aktionäre der Postbank zurückstellt.
Diese machen vor Gericht geltend, dass ihnen bei der schrittweisen Übernahme der Postbank durch die Deutsche Bank vor 14 Jahren ein höherer Preis zugestanden hätte – und fordern eine Nachzahlung. De facto hätte die Deutsche Bank schon 2008, als der Kurs bei 57.25 Euro pro Aktie lag, die Kontrolle über die Postbank ausgeübt und daher ein Kaufangebot für die übrigen Aktionäre machen müssen, so die Kläger. Ein solches unterbreitete Ackermann aber erst 2010, als der Kurs nach der Finanzkrise auf 25 Euro gesunken war. Auch wenn die Deutsche Bank nach wie vor betont, sie halte die Ansprüche für unbegründet, zeigen die Rückstellungen doch, dass sie zu einer neuen Einschätzung des Rechtsrisikos gekommen ist. Derzeit soll die Bank einen Vergleich prüfen. Problematisch ist die ganze Sache vor allem darum, weil das endlich wieder etwas zurückgekehrte Vertrauen in die Bank erneut enttäuscht wurde.