Die Freundin hat schlechte Laune. Ungehalten rührt sie in ihrem Hafermilch-Cappuccino. «Alles wird jetzt teurer, aber ich habe seit fünf Jahren keine Gehaltserhöhung bekommen!» Das ist tatsächlich unfair. Sie ist fleissig, blitzgescheit und beantwortet sogar an ihren freien Nachmittagen artig E-Mails. «Wie oft hast du denn schon nach mehr Lohn gefragt?» – «Ähm ... du meinst, ich soll das Thema Gehalt ansprechen?» Ja, wer denn sonst?!

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Das sage ich meiner Freundin, und ich sage es Ihnen: Ein höheres Gehalt bekommen nur diejenigen, die danach fragen. Leider fordern Frauen viel seltener Gehaltserhöhungen ein als ihre männlichen Kollegen. Hinzu kommt, dass weibliche Mitarbeiter von ihren Vorgesetzten auch weniger oft auf Lohnerhöhungen angesprochen werden. Eine doppelte Misere, aus der Frauen sich besonders in diesem Jahr befreien sollten.

Denn während Nebenkosten und Krankenkassenprämien steigen, verändert sich der Lohn nicht – jedenfalls nicht von alleine. Eine erfolgreiche Lohnverhandlung sollte gut vorbereitet sein: Alle Erfolge und guten Leistungen des Jahres müssen bei diesem Gespräch unbedingt erwähnt werden. Sie finden das unbescheiden? Stellen Sie sich einfach vor, wie Ihre männlichen Kollegen es machen würden.

Noch besser ist es natürlich, schon während des Jahres regelmässig auf erfolgreiche Projekte hinzuweisen. Gehen Sie nicht davon aus, dass Ihre Vorgesetzten schon sehen, wie fleissig und produktiv Sie sind. Und streichen Sie Sätze wie «Ich hatte Glück» oder «Dieser Erfolg geht aufs Team» aus Ihrem Repertoire.

Wer Bonuspunkte machen möchte, spricht im Jahresgespräch nicht nur über die vergangenen zwölf Monate, sondern auch darüber, welche Pläne man für das neue Jahr hat. Wenn Sie motiviert und ambitioniert sind, dann zeigen Sie das auch. Und seien Sie unbedingt vorbereitet auf die Totschlag-Argumente wie: «Wir können im Moment nicht mehr zahlen.» Oder: «Wenn du mehr bekommst, muss ich allen anderen auch mehr zahlen.»

Zwei Monate später. Dasselbe Café, dieselbe Freundin: «Heute geht der Cappuccino auf mich. Es gibt etwas zu feiern!»