Anfang des Jahres 2023 an den Markt gegangen, inzwischen mehr als 250'000 zahlende Benutzer und über 5000 Kurse online – das ist die aktuelle Marktlage der Lernplattform Nu.Education mit Sitz am Zürcher Stampfenbachplatz. Mit Unterstützung von künstlicher Intelligenz können Inhalteanbieter «Content» erstellen und hochladen und dann auf der Plattform vermarkten, erhalten zudem Analysen zu ihrer Performance an der Kundenfront.
Lehrerinnen und Lehrer können digital Prüfungen erstellen und abnehmen, Kurse zusammenstellen und die Fortschritte der einzelnen Lernenden individuell überwachen, das Lerntempo und die Lernwege zudem deren Fähigkeiten anpassen. Und Schüler können jederzeit mit ihren Endgeräten auf ihre Inhalte zugreifen und lernen, bekommen zudem Empfehlungen für weiteres Material, das zu ihren Fähigkeiten und Interessen passen könnte.
Der Wirtschaftsinformatiker und App-Entwickler Nicolas Merz war Geschäftsführer der IT-Beratungsfirma Cleo, die er immer noch leitet, seine Mutter Rektorin am Bildungszentrum Limmattal – so entstand Nu.Education als Ausgründung aus Cleo. Merz und die Mitgründer Ramon Lisibach, Daryoush Ashrafpour und Alexander Schawalder sammelten früh bei «bekannten Unternehmerfamilien und Bildungsphilanthropen», die sie nicht nennen wollen, fünf Millionen Franken Kapital ein. Ziel sei «ein holistisches Ökosystem» für Lernangebote, und zwar weit über das Schulwesen hinaus. Sie arbeiten mit Berufsverbänden und Firmen zusammen. Operationschef Gian Sacco nennt als Beispiel einen deutschen Industriekonzern, der «in 137 Ländern weltweit Mitarbeitern Schweisstechnik beibringt», diese Fortbildung könne man dann unternehmensweit via die Nu-Plattform ausspielen.
Lernende können ihren Account lebenslang behalten, die Preise liegen für Einzelnutzer bei 12.95 Franken im Monat, grosse Organisationen mit Tausenden Nutzern zahlen einen Bruchteil dieser Summe.
Die Firma ist mittlerweile in mehr als 30 Ländern aktiv, der Fokus liegt bisher auf den deutschsprachigen Ländern. Der Umsatz, im vergangenen Jahr rund 100'000 Franken, soll dieses Jahr auf rund zwei Millionen springen. Die Zahl der Mitarbeiter liegt derzeit bei 15, plus Freelancer.
«Digital Education» gilt als zügig wachsender Riesenmarkt. Studien, etwa von Holon IQ oder Allied Market Research, prognostizieren bis 2030 Marktumfänge im hohen dreistelligen Milliardenbereich.
Bis zum Jahresende soll eine zweite Finanzierungsrunde im Kasten sein, die 10 bis 20 Millionen frisches Kapital bringen soll; die vier Gründer wollen auch danach noch die Mehrheit halten, es dürften dann, so Merz, über 55 Prozent der Anteile noch in ihren Händen sein. Falls die Finanzierung gelingt, wird die Bewertung der Firma auf 80 bis 120 Millionen Franken steigen.