Der Hersteller von kultigen Stickeralben, Panini, ging mit der Euro 2020 mit einem Jahr Verspätung an den Start. Der sonst so starke Verkaufsbeginn fiel im zweiten Covid-Jahr deutlich verhaltener aus. «Ende März, Anfang April dieses Jahres steckten wir im Lockdown, da war die Fussball-EM bei den Sammlern noch weit weg. So haben wir die wichtigsten Verkaufsmonate verloren», sagt Ezio Bassi, Geschäftsführer der Panini Suisse AG.
Profitiert habe Panini davon, dass die Schulen in der Schweiz, anders als in Italien oder Deutschland, offen blieben. 6- bis 13-Jährige sind unter den Panini-Sammlern die wichtigste Gruppe. Auch wurde mehr als sonst über Onlinekanäle wie die eigene Website oder Partner wie Galaxus verkauft.
Nun, da die Spiele laufen, werden Teile der Einbussen wieder aufgeholt. «Wir verkaufen besser, als wir es um diese Zeit in anderen Jahren taten. Die Leute sehen, dass die Spiele tatsächlich stattfinden, und beginnen zu sammeln.
Die Euro 2020 wird unter dem Strich ein wenig schlechter als die EM 2016, aber nicht dramatisch», sagt Bassi. Je weiter die Schweiz bei der Euro kommt, desto länger halte der Sticker-Verkauf an. Zusätzliche Tage, die Bassi bei der Aufholjagd gut brauchen kann.
Für Panini ist die Schweiz ein wichtiger Markt. Bei der WM in Mexiko 1970 streckte der Konzern aus Modena erstmals die Fühler ins Ausland aus und exportierte in die Schweiz. Seit elf Jahren gibt es ein eigenes Büro in Wollerau.
Ezio Bassi hat es aufgebaut und führt vier Mitarbeiter und die Geschäfte. Ein lukrativer Markt. Schweizer sammeln nicht nur besonders häufig, sondern bringen die Dinge zu Ende und kleben die Alben im Vergleich häufiger voll – mindestens 136 Tüten brauchen sie dafür.
Auch wenn Panini laut Bassi ein analoges Produkt bleibt, verlagern sich immer mehr Aktivitäten in die digitale Welt. Über eine Panini-App können Sticker BAG-konform getauscht werden. Auf uefa.com gibt es virtuelle Alben. Mit den Panini-Karten spielen Sammler online miteinander.
In den USA ist man noch einen Schritt weiter. Dort bietet Panini digitalisierte Sammelkarten auf der Blockchain an, sogenannte NFTs. Preise von mehreren tausend Dollar werden laut Bassi für solche Karten erzielt. «Eventuell kommt das in der Schweiz, aber wir sind, anders als die USA, kein Karten-, sondern ein Sticker-Markt.»
Durch die Verschiebung der Euro auf 2021 verkürzt sich der Abstand zur Fussball-WM in Katar im Jahr 2022. Jedoch beginnt die WM erstmals im November. «So haben wir Glück und zur Vorbereitung genügend Zeit», sagt Bassi.