Er ist die grosse Konstante und damit die grosse Ausnahme: Seit mittlerweile gut zwölf Jahren führt Christian Levrat die SP an, in dieser Zeit mussten die anderen Parteien ihr Präsidium mindestens einmal neu besetzen. Das Parteivolk hatte bei all diesen Wechseln nur ein einziges Mal eine Auswahl: Bei den Grünen setzte sich 2012 Regula Rytz gegen Bastien Girod für das Co-Präsidium mit der Westschweizerin Adèle Thorens durch.

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Das Präsidium ist kein Traum-, sondern vielmehr ein Knochenjob. Man muss rund um die Uhr erreichbar sein, schweizweit bei den Sektionen Präsenz markieren – und das ohne Chauffeur oder Firmenwagen. Obendrauf ist der Job schlecht entlöhnt. Bei der CVP und FDP gibt es gerade mal eine Pauschale von um die 50 000 Franken, bei der SP erhält man obendrauf 10 000 Franken für Spesen.

Lohn Parteipräsidenten
Quelle: Bilanz

Die SVP hat 2009 in der Ära von Toni Brunner die Entschädigung fürs Präsidium gestrichen, Albert Rösti hat sich in den letzten zwei Jahren 12 000 respektive 15 000 Franken auszahlen und damit einen Teil der Spesen rückerstatten lassen. Zudem arbeitet eine Mitarbeiterin mit einem 50-Prozent-Pensum auf dem Parteisekretariat fast nur für ihn.

Rytz wiederum hat 2016 freiwillig auf die ihr zustehende «Verdoppelung» der Entlöhnung verzichtet, als sie das Präsidium allein übernahm. Gar nichts bekommt Jürg Grossen, der Chef der Grünliberalen. Wegen des Gelds bewirbt sich niemand für den Job – eher aus Lust an der politischen Auseinandersetzung. Und aus Karrieregründen.

Denn wer das Präsidium übernimmt, schafft quasi über Nacht den Aufstieg von der ersten Liga in die Champions League. Plötzlich ist er oder sie medial omnipräsent und wird fortan überallhin eingeladen, zur kleinsten Ortssektion der Partei ebenso wie zur sagenumwobenen Rive-Reine-Tagung der Wirtschaftselite.

Es geht also um Ruhm, politischen Einfluss und ja: um Macht. «Die Parteizentralen bilden die eigentlichen Schaltzentralen zwischen ihren Bundesräten, der Fraktion, den Medien und der Partei», sagt Lukas Golder, Co-Geschäftsführer des Instituts GfS.Bern. «Und im Machtzentrum dieser erstarkten Generalsekretariate stehen die Parteipräsidenten.» Keiner hat diese Rolle so perfektioniert wie Levrat.

Umso erstaunlicher, dass sich nicht mehr um seine Nachfolge reissen. Das Duo Mathias Reynard und Priska Seiler Graf hat sich zurückgezogen, und falls sich bis zum 2. September keine weiteren Interessenten melden, kann das Team Cédric Wermuth und Mattea Meyer Mitte Oktober das SP-Co-Präsidium kampflos übernehmen.

Schwer mit der Präsidentensuche tut sich auch die SVP, die Röstis Nachfolger am 22. August wählen soll. Bis jetzt wollen nur Alfred Heer und Andreas Glarner den Job.