Wisse Sie eigentlich, wer Stefan Meierhans ist? Wer auf der Strasse nach dem Namen fragte, bekäme zur Antwort: «Das ist doch der mit der Frisur» ... statt «Das ist doch der Preisüberwacher». Warum das so ist? Wegen seiner relativen Wirkungslosigkeit. Klar, seine Position ist gewollt eine institutionell schwache. Was er sich aber im Fall der Margen auf Bio-Lebensmittel vom Grossverteiler Migros gefallen liess, ist zu viel. Seine Vermutung, dass Migros und Coop auf Bio-Produkte zu hohe Margen aufschlagen, führte hinter den Kulissen zu einem inhaltlichen und juristischen Scharmützel.
Die Migros gab chefig ihr «Befremden» zu Protokoll und kritisierte eine angeblich schwache Datenlage; der «SonntagsBlick» hatte berichtet. Ob Meierhans die passende Antwort gab, nämlich: Dann schafft doch gefälligst die einschlägigen Daten ran, ist nicht überliefert. Jedenfalls krebste er zurück. Und zurück: Bei einer Grafik mit Preisbeispielen anonymisierte Meierhans alle Händler. Und viele Passagen sind geschwärzt.
Ernsthaft: Dass es ein «faktisches Duopol» von Coop und Migros bei Lebensmitteln gibt – muss man das noch nachweisen? Die Meierhans-«Vorabklärung» weist für das Duo 72 Prozent Bio-Marktanteil (2021) aus; ohne Migros-Onlineumsatz. Das Migros-Gegenargument, drei von vier Schweizern würden auch einmal bei Aldi oder Lidl shoppen, ist nichts wert – oder ist eine Ehefrau, die fremdgeht, deshalb nicht mehr verheiratet?
Man weiss gar nicht, wo man mit dem Staunen anfangen soll: bei der Übergriffigkeit der Migros (die für solche Aktionen aber bekannt ist) oder bei der Nachgiebigkeit des Preisüberwachers? Der sollte sich ein Beispiel an Vorgänger Rudolf Strahm nehmen: Der wusste, dass sein Amt wenige Schalthebel bereithält, aber ein mächtiges Mikrofon! Doch «Monsieur Prix» muss es auch nutzen: laut und deutlich, wo berechtigt, gern auch brachial. Ich hoffe jedenfalls, Meierhans geht auf die Suche und findet sein Rückgrat. Damit sein Vermächtnis nicht auf einen Scheitel begrenzt bleibt. Das wäre traurig. Nicht nur für ihn.