Eine Firma, die eins der wichtigsten Themen der Wirtschaft bearbeitet und zahlreiche Grossunternehmen als Kunden hat, aber so gut wie unbekannt ist: Das ist die RepRisk AG mit Hauptsitz am Stampfenbachplatz in Zürich. Weitere grosse Standorte sind London, New York, Berlin, Toronto oder Tokio. Die Firma wurde 2006 gegründet, ist seit 2009 profitabel, hat sich bisher komplett aus den eigenen Erträgen finanziert und gehört Verwaltungsrat und Schlüsselmitarbeitern. Mehrheitsaktionär ist Mitgründer und CEO Philipp Aeby. Aktien soll auch der Zürcher Investor Kurt Lambert halten. In den üblichen Start-up-Datenbanken findet sich daher praktisch nichts über RepRisk.
350 Mitarbeiter weltweit arbeiten für 550 Kunden, zu denen etwa UBS, Pictet, Lombard Odier, Julius Bär oder Raiffeisen gehören, auch Swiss Re, Glencore, dazu zahlreiche ausländische Konzerne wie die Geldsammelstellen Blackrock und Allianz Global Investors, UN-Organisationen oder grosse Börsenindex-Anbieter wie Dow Jones oder Nasdaq, die die RepRisk-Daten in ihre Listing-Methodik einbinden.
Die grundlegende Arbeitsweise ist softwarebasiert: Maschinell werden täglich gut 150'000 öffentlich zugängliche Quellen in 23 Sprachen durchforstet, ob darin mögliche Risiken punkto Umwelt, Sozialem oder Unternehmensführung auftauchen. Das kann von sexueller Belästigung über kontaminierte Abwässer oder Salärstreitigkeiten bis zu Menschenrechtsverletzungen und Kinderarbeit reichen. Etwa 150 Analysten bilden dann eine Kontrollebene, die die Relevanz der Information sowie der Quellen einordnet und das, was sich als stichhaltig erweist, weiter aufbereitet, bevor es in die Datenbank wandert.
Diese kann von Nutzern nach Branchen, Unternehmen oder Projekten wie Ölbohrstellen oder Staudammbauten gefiltert werden, abgedeckt sind 240'000 private und öffentliche Firmen und 65'000 Infrastrukturprojekte. Thematisch lässt sich nach über 100 ESG-Risikofaktoren suchen. Via zwei Risikoindizes kann man Risikotrends über die Zeit verfolgen und sich mit Peer-Firmen vergleichen.
Die Kunden, sagt Aeby, liessen sich grob in zwei Gruppen, oder besser «use cases», einteilen: Einmal Firmen, die von anderen eine Due Diligence benötigen, etwa für eine geplante Übernahme. Und zum Zweiten das Risikomanagement. Nicht nur hilft es Unternehmen, ihre eigenen ESG-Risiken zu kennen, was bei weltweiter Präsenz mit zahlreichen Standorten schnell unübersichtlich wird, es dient auch zum immer wichtiger werdenden Beobachten der ESG-Risiken bei Lieferanten, mit denen Kundenbeziehungen bestehen oder aufgebaut werden sollen – zum Beispiel im Hinblick auf die sogenannten Scope-3-Emissionen an Treibhausgasen, aber auch anderen ESG-Risiken.
Für Nutzer kostet ein typisches «Einsteigerpaket» jährlich 49'000 Franken. Umfassende globale Abdeckung und Datenlösungen, die auch in firmeneigene IT-Anwendungen integriert werden können, kosten eine siebenstellige Summe pro Jahr.
In den USA will Aeby nun den Vertrieb verstärken. Für künftigen Finanzbedarf käme eine Kapitalerhöhung via Private Equity in Frage, womöglich später auch ein Börsengang, aber wohl nicht vor 2028. Doch fix, sagt Aeby, ist bisher nix.