Es ist immer wieder faszinierend zu sehen, wie in manchen Gerätekategorien jahrelang kaum etwas passiert und sich dann plötzlich die Innovationen drängeln. In den letzten Monaten passiert das gerade bei den Beamern: So haben kürzlich Samsung und Xiaomi spannende Geräte auf den Markt gebracht. Und nun auch Xgimi.
Wenn Sie sich jetzt am Kopf kratzen und fragen, «Xgiwer?», dann kann ich Sie beruhigen: Mir hat die Firma bisher auch nichts gesagt. Ein börsenkotierter Beamerspezialist, 2014 gegründet in der westchinesischen 20-Millionen-Stadt Chengdu, steckt dahinter, weiss ich inzwischen.
Sein Flaggschiff, der Aura, ist ein 4K-Ultrakurzdistanzprojektor. Das heisst, man stellt ihn unmittelbar vor der (Lein-)Wand auf. Aus zehn Zentimetern etwa wirft der eingebaute Laser dann ein Bild von 80 Zoll Diagonale an die Wand, aus 44 Zentimetern die maximal möglichen 150 Zoll.
Diese schiere Grösse ist beeindruckend und liefert ein Kinoerlebnis, bei dem kein Fernseher mithalten kann. Zusatzbonus: Bei Nichtbenutzung hat man zwar in Bodennähe ein mit 60 × 40 Zentimetern recht stattliches Gerät herumstehen, aber kein riesiges schwarzes Loch an der Wand.
Marc Kowalsky ist ein Early Digital Immigrant: Seit 35 Jahren fühlt er den neusten IT-Produkten auf den Zahn.
Mit 2400 Lumen verspricht der Projektor auch tagsüber einsatzfähig zu sein. Bei meinem sonnendurchfluteten Wohnzimmer ist das etwas schwieriger, ich musste bisweilen die Storen herunterlassen, aber insgesamt ist die Helligkeit alltagstauglich. Die Kontraste gefallen, und das Bild ist scharf. Die nötigen Kalibrierungen (auch was die Trapezkorrektur angeht) nimmt das Gerät weitgehend automatisch vor, wenn nötig kann man per Hand nachjustieren. Und für die Nostalgiker unter uns: Der Aura unterstützt tatsächlich noch 3-D-Filme.
Im Inneren des wertigen Gehäuses stecken vier Lautsprecher mit je 15 Watt. Sie liefern satten Dolby- und DTS-Ton und machen eine Soundbar überflüssig. Fürs Heimkino empfiehlt sich aber natürlich der Anschluss ans Surroundsystem via Digitalausgang. Der Lüfter ist zwar konstant in Betrieb, aber kaum hörbar – ein Laser entwickelt weniger Hitze als ein klassischer Beamer.
Info: www.xgimi.ch/aura
Preis: 2649 Franken
Bewertung:
★★★★★
★ Technoschrott
★★ verzichtbar
★★★ nice to have
★★★★ cool
★★★★★ wegweisend
Noch nicht ganz ausgereift ist die Software, die auf Android TV 10 basiert: Beim Installieren von Apps ist mein Testgerät immer mal wieder abgestürzt. Und dass die Fernbedienung nicht hintergrundbeleuchtet ist, muss wohl ein Anfängerfehler sein bei einem Gerät, das man oft im Dunkeln nutzt.
Fazit: Ich hatte daheim noch nie so ein tolles Heimkinoerlebnis wie mit dem Xgimi Aura. Gut möglich, dass mein nächster Fernseher kein Fernseher mehr ist.