Das Zurich Film Festival (ZFF), ausgetragen vom 3. bis zum 13. Oktober, findet dieses Jahr schon zum zwanzigsten Mal statt. Einer, der schon seit der Anfangszeit mit dem Festival verbunden ist, ist Roger Crotti, der Anfang Jahr zum neuen Präsidenten gekürt wurde. Über 30 Jahre war Crotti Manager in Diensten von Disney, die letzten zwölf Jahre als Chef für die DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) mit Basis in München, davor in der Schweiz. Als Nadja Schildknecht und Karl Spoerri 2005 nach geeigneten Filmen für ihr frisch gegründetes Filmfestival suchten, hätten sie sich auch an ihn gewandt, sagt Crotti. Und so kam es, dass Disney mit «Flightplan» (mit Jodie Foster in der Hauptrolle) den Eröffnungsfilm des allerersten ZFF stellte. Er glaube, er habe seither alle 19 Festivals besucht, so Crotti.
Als er im Sommer 2023 seinen Abschied bei Disney gab, blieb das natürlich auch der NZZ-Mediengruppe, seit 2016 Mehrheitsbesitzerin der ZFF AG, nicht verborgen. Am 10. Januar wurde seine Berufung kommuniziert. Doch schon bald sollten weitere Aufgaben auf ihn zukommen. Man trenne sich «im gegenseitigen Einvernehmen» von der geschäftsführenden Direktorin Jennifer Somm, liess das ZFF im März verlauten. Es war bereits die vierte Co-Leiterin des ZFF, die nach kurzer Zeit ging. Künstlerischer Leiter ist seit 2020 Festivaldirektor Christian Jungen.
Und so musste Crotti auch noch als Geschäftsführer einspringen. «Das war so natürlich nicht geplant», sagt er. Er mache dies ad interim, fürs nächste Jahr werde eine neue Lösung gesucht, damit er sich wieder ganz auf den Präsidentenjob konzentrieren könne.
Zu tun gibts nicht gerade wenig. Das ZFF baut zum 20-Jahr-Jubiläum ein komplett neues Festivalzentrum, «das Publikum und Filmschaffende noch näher zusammenbringt», so Crotti. Zu den Kosten macht er keine Angaben.
Auch bei den Sponsoren bestand Handlungsbedarf: Anfang Jahr war bekannt geworden, dass mit Generali einer der langjährigen Sponsoren abspringt. Im Gegensatz zu vielen anderen Festivals sei das ZFF zu 85 Prozent von privaten Sponsoren, Donatoren und Ticketeinnahmen abhängig. Öffentliche Gelder – vom Bund, vom Kanton und von der Stadt Zürich – machten nur 15 Prozent aus, sagt Crotti.
Erfreulich sei, dass die UBS mit der Übernahme der CS auch deren ZFF-Sponsoring übernommen habe, er persönlich sei zuversichtlich, dass sich auch mit der UBS eine längerfristige Zusammenarbeit etabliere. Die «NZZ» sei zudem dieses Jahr als gleichwertiger Hauptpartner mit vermehrter Logopräsenz dabei.
Neu ist dieses Jahr auch, dass das ZFF in der Herbstferienzeit stattfindet – wegen der Rad-WM musste es verschoben werden. Erste Anzeichen zeigten aber kein abnehmendes Interesse, im Gegenteil: «An unserem ersten Vorverkaufstag lagen die Ticketverkäufe 60 Prozent über dem Vorjahr.»
Mit bis dato insgesamt über 1,3 Millionen Besuchern ist das ZFF längst eine Erfolgsgeschichte. Dieses Jahr trumpft das Festival mit besonders vielen Hollywoodstars auf. So werden unter anderem Jude Law, Kate Winslet, Alicia Vikander und Pamela Anderson geehrt.