Da fahre ich also auf kurvigen Landstrassen über die Dörfer rund um Marseille und schlängele mich durch enge Gassen, vorbei an pittoresken Marktplätzen, aber auch fiesen Bordsteinen und auf viel zu engen Steinbrücken, und staune immer weniger, wie viele Menschen über ein Auto staunen können. In der Schweiz sind wir spektakuläre Fahrzeuge gewohnt, aber in ländlichen Gebieten anderer Länder kann schon ein Porsche Aufsehen erregen. Rollt jedoch ein Rolls-Royce vorbei, drehen sich synchron die Köpfe ganzer Grossfamilien hinterher, und zwar ohne jeglichen Neid oder Missgunst den Fahrpersonen gegenüber – als stammte der Rolls aus einer anderen Welt. Dass es tatsächlich so sein muss, begreife ich allmählich, je häufiger ich in diese Gesichter blicke. Ein Rolls ist offensichtlich kein teures Auto, sondern eine Erscheinung. Eine Erscheinung der anderen Art. 

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Dirk Ruschmann fährt seit 25 Jahren Auto. Er schreibt über Unternehmen, Manager, Autos und andere bewegliche Teile.

Ganze vier Modellreihen haben die Briten am Start, die im Reich des BMW-Konzerns ein Leben der Splendid Isolation führen – und so ist ein neues Auto, und sei es «nur» eine Überarbeitung zur Mitte des Modellzyklus, immer ein hoher Feiertag. Im Fall des Ghost II wurde die Front überarbeitet, etwa die Leuchten flacher und expressiver gestaltet, unverkennbar Anleihen der Droptail-Sondermodelle. Was aussen blieb, ist die Simplizität der Karosse, die man bei Rolls-Royce in der Seitenansicht mit drei Strichen zeichnen und wiedererkennbar machen will – was auch gelingt. Im Innenraum gibt es auf Wunsch, statt Leder, neu Sitzbezüge aus einem Textilstoff auf Bambus-Basis, der dann mit nicht weniger als 2,2 Millionen Stichen bestickt wird. Klar, dass das gezählt werden musste. Die Bedienung funktioniert auf Anhieb problemlos, Bildschirme und «Soft Keys» in der Mittelkonsole, die zentrale Funktionen direkt ansteuerbar machen, sind State of the Art. Vor allem in der digitalen Vernetzung hat der überarbeitete Ghost zugelegt.

Rolls-Royce Ghost 2
Quelle: PR

Den Ghost II nennen die Rollsianer ihren «technisch fortschrittlichsten und am meisten fahrerorientierten V12». Wie viel dieser Superlativ auch immer aussagt: Das Teil fährt sich wunderbar ruhig und geschmeidig, hat aber immer genug Leistung im Köcher. An die fehlende Übersichtlichkeit muss man sich gewöhnen, aber dann passt selbst die Langversion ohne Schweissausbrüche durch haarige Engstellen.

Der «Sportknopf» namens «LOW» stellt die Elektronik minimal spitzer ein. Optisch und motorisch ein wenig rasanter geht es in der Version «Black Badge» voran; die kommt rund 50'000 Euro teurer. Schon klar: Im Rolls zu rollen, war nie billig. Doch wer die Rolls-Preise mit jenen anderer Luxus- oder Sportwagenmarken vergleicht, stellt schnell fest: Es ist heutzutage beinahe erschwinglich, eine Erscheinung zu fahren.

Rolls-Royce Ghost II

Antrieb: 6,75-Liter-V12-Benzinmotor mit Doppelturbo

Verbrauch: 15,7 Liter 

Leistung: 571 PS (420 kW) 

0–100 km/h: 4,8 s 

Vmax: 250 km/h 

Preis: ab 275'500 Euro plus Mehrwertsteuer

Ghost 2
Quelle: PR